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WEHRBEAUFTRAGTE : Der »frische Blick« von Außen

Im Mai 2020 übernahm Eva Högl überraschend das Amt

01.03.2021
2023-11-13T09:51:14.3600Z
2 Min

Der Start in das Amt der Wehrbeauftragten des Bundestages im Mai vergangenen Jahres fiel für die damalige Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl holprig aus. Zum einen, weil sich gleich zwei andere Männer Hoffnungen auf den Posten gemacht hatten - und das auch noch aus den eigenen politischen Reihen. Da war zum einen der Amtsinhaber Hans-Peter Bartels, der keinen Hehl daraus gemacht hatte, eine zweite fünfjährige Amtsperiode zu absolvieren. Und ebenso hatte der SPD-Haushalts- und Wehrexperte Johannes Kahrs seinen Hut in den Ring geworfen. Dass die Wahl der SPD-Fraktionsspitze, am Ende auf Högl fiel, hat viele überrascht. Nicht zuletzt Bartels selbst, der seinem Unmut gegenüber Parteifreunden deutlich zum Ausdruck brachte. Kahrs legte gar demonstrativ sein Bundestagsmandat nieder.

Kritik kam auch aus den Reihen anderer Fraktionen. Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, nannte die Personalentscheidung gar einen "Affront" gegen die Soldaten, Högl habe keinerlei Erfahrung mit der Bundeswehr. Auch in der Presse fanden sich ähnliche Kommentare.

Im Gespräch zeigt sich die promovierte Juristin unbeeindruckt von der unschönen Begleitmusik und räumt auch ganz offen ein, dass sie mit der Welt des Militärs bislang wenig Berührung hatte. Dagegen setzt die 52-Jährige ihre langjährige Erfahrung als Parlamentarierin, sie zog 2009 erstmals in den Bundestag ein, und als Innen- und Rechtsexpertin in der Fraktion. Ja klar, einen "Crashkurs" in Sachen Bundeswehr habe es anfänglich gegeben, die Dienstgrade und militärischen Abkürzungen habe sie inzwischen auch gelernt, fügt sie lachend hinzu. Auch wenn es abgedroschen klinge, aber "ein frischer Blick" von Außen könne in diesem Amt nicht schaden. Sie gehe mit "großer Sympathie für die Lage von Soldatinnen und Soldaten" an ihre Aufgabe, mit "wachem Blick und offenen Ohren". Dass sie nicht im Verteidigungsausschuss gesessen habe, sei insofern ein Vorteil, da sie in der Truppe auch nie etwas versprochen habe, was sie nicht hätte halten können. Zudem verfüge sie im Amt der Wehrbeauftragten über 60 exzellente Experten und Expertinnen mit langjähriger Erfahrung in ihren Fachgebieten. Zu überzeugen weiß Högl, sprachlich wie inhaltlich: Sachkundig bewegt sie sich im Gespräch durch alle Themen, die der Truppe derzeit besonders am Herzen liegen.

Zusätzlich erschwert wurde Högls Amtsantritt durch Corona. Reisen zu den Einsatzkontingenten im Ausland seien nicht möglich gewesen. Sie habe dies durch Videokonferenzen zu kompensieren versucht, aber der direkte Kontakt sei "durch nichts zu ersetzen". Im Inland habe sie bereits rund 30 Truppenbesuche absolviert, leider keine unangekündigten: Nicht zu machen in Zeiten von Hygienevorschriften. Dabei wisse sie, dass die Soldaten solche Besuche durchaus zu schätzen wissen. Dann müssten sie vorher nicht extra die Kaserne putzen. Offenbar kennt sie die Eigenarten der Truppe schon ziemlich gut.