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"Was heißt hier Minderheit?" : "Unsere Sprachenvielfalt ist ein Reichtum"

Vier anerkannte nationale Minderheiten gibt es in Deutschland. Eine Wanderausstellung gibt im Bundestag Einblicke ihre Lebenswirklichkeiten.

21.03.2022
2024-03-21T17:40:21.3600Z
2 Min
Foto: Deutscher Bundestag/Werner Schüring

Über die vier nationalen Minderheiten in Deutschland informiert eine interaktive Wanderausstellung im Bundestag.

Sie leben seit Jahrhunderten in unserer Mitte, und doch sind ihre Kulturen, Geschichten und Sprachen vielen hierzulande unbekannt. Die Rede ist von den autochthonen, also alteingesessenen, nationalen Minderheiten Deutschlands - den Lausitzer Sorben, der dänischen Minderheit, den deutschen Sinti und Roma und der friesischen Volksgruppe - sowie der Sprechergruppe Niederdeutsch. "Welche Geschichte und Geschichten, Sprachen und Lebenswirklichkeiten verbergen sich tatsächlich hinter dem Begriff Minderheit?", fragt die Vorsitzende des Minderheitenrates Gitte Hougaard-Werner. Und inwiefern könne man Deutsche oder Deutscher sein, aber gleichzeitig auch Dänin, Sinto, Romni, Sorbe oder Friesin?

Asterix-Ausgabe auf Plattdeutsch neben einem ostfriesischen Teeservice

Antworten will die Wanderausstellung "Was heißt hier Minderheit?" geben, die seit vergangener Woche im Bundestag zu sehen ist. Eine Premiere, denn zum ersten Mal präsentieren sich die fünf Gruppen gemeinsam. Eine Asterix-Ausgabe auf Plattdeutsch und ein ostfriesisches Teeservice. Ein Geburtstagskuchen in Dannebrog-Optik, wie die dänische Nationalflagge genannt wird, neben neu interpretierter sorbischer Tracht. Es ist eine Entdeckungstour durch die Vielfalt dieses Landes, zu der die interaktive Schau des Minderheitenrates und des Bundesraat för Nedderdüütsch einlädt. Für die Augen, die Hände und vor allem für die Ohren.

Fünf Stationen geben Einblick in die Lebenswirklichkeiten der Minderheiten und der Sprechergruppe Niederdeutsch. Jede auf ihre ganz eigene Art. Mit eigener Sprache und eigener Form, abgeleitet aus den Kulturen der fünf Gruppen. So etwa das große, gelb-weiße Element in der Mitte der Ausstellung, auf dem in Großbuchstaben "Sinti und Roma" geschrieben steht und das in seiner Form an eine Mischung aus überdimensioniertem Grammofon und Megafon erinnert. Was zum einen für den Einfluss der Minderheit auf die europäische Klassik steht, zum anderen Sinnbild ist für die politische Rolle der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma nach 1945.

Saathoff: "Haben Sie den Mut, auch Plattdeutsch zu sprechen"

Zu jeder Insel gehört eine Audiostation mit Sprachbeiträgen wie der plattdeutschen Bundestagsrede des Abgeordneten Johann Saathoff. "Unsere Sprachenvielfalt ist ein Reichtum", so Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), die die Ausstellung mit einem Video-Grußwort eröffnete. Sie ist überzeugt: "Viele Regionen sind zunehmend stolz auf die lokalen Minderheiten." Trotzdem bleibe es eine Herausforderung, ihre Sprachen im Alltag lebendig zu halten. Deshalb sei es wichtig, die Minderheitensprachen in den Schulen zu fördern und an die junge Generation weiterzugeben. "Haben Sie den Mut, auch Plattdeutsch zu sprechen", wirbt Saathoff - natürlich auf "Platt". Schließlich sei die Pflege der Sprache auch Pflege der Kultur und Tradition. Deshalb sei die Ausstellung so wichtig, sagt Saathoff: Sie solle Verständnis schaffen und Respekt fördern. Und, sie zeige, dass es die Gesellschaft bereichere, mehr als eine Sprache zu haben.