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Editorial : Existentieller Kernauftrag

Der Bericht der Wehrbeauftragten trifft in diesem Jahr auf eine veränderte Sicht auf die Bundeswehr. Bündnis- und Landesverteidigung sind heute wichtiger denn je.

21.03.2022
2023-11-15T10:08:36.3600Z
2 Min

Der Bericht der Wehrbeauftragten wirft jedes Jahr ein Schlaglicht auf den Zustand der deutschen Streitkräfte. Er wurde bislang in einstudierter Routine fast folgenlos zur Kenntnis genommen. Dieses Jahr trifft der Bericht aber auf eine veränderte Sicht auf die Bundeswehr. Deren Kernauftrag, für unsere Sicherheit zu sorgen und unsere Freiheit zu verteidigen, steht plötzlich im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Die Wehrbeauftragte Eva Högl hat es gegenüber dem Parlamentsfernsehen auf den Punkt gebracht: Bündnis- und Landesverteidigung sind nicht mehr graue Theorie, sondern brutale Realität.

Ihren Aufgaben kann die Bundeswehr nur mit Rückendeckung des Bundestages und Rückhalt in der Gesellschaft gerecht werden. Wird in Diskussionen jede Rüstungsausgabe ins Verhältnis zu sanierungsbedürftigen Schulen und fehlenden Kita-Plätzen gesetzt, dürfte die Bundeswehr sonst noch auf lange Sicht mit den Mängeln an Material und Ausrüstung kämpfen. Es braucht mehr Achtsamkeit für die Truppe und nicht nur dann Beifall, wenn sie wieder einmal in der Bewältigung unserer zivilen Herausforderungen einen guten Job macht. Amtshilfeeinsätze wie in der Corona-Pandemie oder bei der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Sommer sind von enormer Bedeutung für unser Land, im Gegensatz dazu ist der Kernauftrag jedoch existentiell.

Soldaten die Ausrüstung geben, die sie für ihren Auftrag brauchen

Achtsamkeit braucht aber auch die Truppe selbst. Im Wehrbericht wird die Zahl der Meldungen über extremistische Vorfälle mit 226 angegeben, ein Anstieg um fast ein Viertel gegenüber dem Vorjahr. Oft sind es rechtsextremistische Vorfälle. Der Anstieg der Meldungen hänge, so der Bericht, möglicherweise mit einer gestiegenen soldatischen Sensibilisierung zusammen. Das wäre eine gute Nachricht. Es braucht eine klare Kante, denn wer die Uniform trägt, ist ein Vorbild für die Gesellschaft.

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Aufrüstung oder Ausrüstung, solche zuletzt vernehmbaren Wortspiele helfen der Bundeswehr nicht. Wer sich zur Bündnis- und Landesverteidigung genauso bekennt, wie zur Bundeswehr als Einsatzarmee, die nun seit mehr als 25 Jahren in internationale Einsätze geht, der muss den Soldatinnen und Soldaten schlicht die Ausrüstung geben, die sie für ihren Auftrag brauchen. Der Wehrbericht wird wohl immer ein Bericht der Mängel, Fehler und Versäumnisse sein, vielleicht braucht er dafür aber künftig nicht mehr 170 Seiten.