Nahezu vier Jahrzehnte prägte Bartholomäus Grill als Korrespondent für "Die Zeit" und den "Spiegel" das Afrika-Bild der deutschen Leser. Seine Berichte und Reportagen waren stets gründlich recherchiert, hoch informativ und gut geschrieben. Grill bereiste mehr als 50 afrikanische Staaten, interviewte Präsidenten und verfolgte Oppositionelle; er berichtete über Naturkatastrophen und ökonomische Erfolge, über Bildung und Migration, aber auch immer wieder über Putsche und Kriege. Hinzu kommt eine Publikation über die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika.
Sein aktuelles Buch ist eine Sammlung von Reportagen: Afrika bleibe ein Paradoxon, der Kontinent sei vorangekommen und zugleich stehengeblieben, bilanziert Grill. Sich selbst bezeichnet er als "Afrorealisten": Die Lage sei ernst, aber keineswegs aussichtslos. Der rohstoffreiche Kontinent mit fruchtbaren, jedoch großflächig untergenutzten Böden, verfüge über gewaltige Potenziale.
Grill besucht Orte seiner früheren Tätigkeit als Entwicklungshelfer und als Korrespondent. Er dokumentiert und analysiert die politische und wirtschaftliche Entwicklung Afrikas in den letzten Jahrzehnten. Der Journalist berichtet über Machtmissbrauch, Inkompetenz und die endemische Korruption der Eliten in vielen afrikanischen Staaten. Seine Schlussfolgerungen basieren auf den Analysen einheimischer Politiker und Ökonomen. Die Ursachen des afrikanischen Rückstands sind zahlreich. Neben den Spätfolgen des Kolonialismus und einem räuberischen Weltwirtschaftssystem nennt der Autor die schlechte Regierungsführung und die enge Zusammenarbeit der Machteliten mit ausländischen Ölmultis, Bergbaumagnaten, Waffenhändlern, Anwälten und Banken. Sie seien nur zu gerne behilflich, die gestohlenen Milliarden in Steueroasen zu schleusen. Bartholomäus Grill ist es gelungen, "das Ende einer langen Dienstreise" mit einem wunderbaren Buch zu krönen.
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