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Krisendienst im Ausland : Rund um den Globus im Einsatz

Seit über 70 Jahren leistet das Technische Hilfswerk technische Nothilfe im Ausland - die freiwilligen Helfer waren bereits in mehr als 130 Ländern im Einsatz.

05.09.2022
2024-01-02T16:41:09.3600Z
2 Min

Sechs, höchstens zwölf Stunden, dann muss er abflugbereit sein: Jens-Olaf Knapp, im normalen Leben IT-Projektmanager und Organisationsberater, gehört zu jenen rund 2.000 hochspezialisierten Einsatzkräften des Technischen Hilfswerks (THW), die im Katastrophenfall auch ins Ausland entsendet werden können. Im Auftrag der Bundesregierung leistet die Behörde bereits seit über 70 Jahren weltweit technische Nothilfe. Dafür stehen eigens geschulte und ausgerüstete Einheiten bereit, darunter die Schnelleinsatzeinheiten für Bergung (SEEBA) und Wasserversorgung (SEEWA).

Einsatz in über 130 Ländern weltweit

Bis heute waren die freiwilligen Helfer bereits in mehr als 130 Ländern im Einsatz, nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans 2005 ebenso wie nach dem Erdbeben in Haiti 2010 oder der Explosionskatastrophe im Beiruter Hafen 2020.

Wenn sich ein Unglück ereignet, ist Zeit ein entscheidender Faktor: "Einmal stand schon zwei Stunden nach dem Alarm der THW-Wagen mit Blaulicht vor der Tür", sagt Knapp. Einen gepackten Koffer habe er trotzdem nicht, so der 54-Jährige aus Goslar. "Ich weiß, wohin ich greifen muss." Längst ist er routiniert: Seit 30 Jahren beim THW, seit 15 Jahren Auslandskraft, hat er als Logistiker und Teamleiter einer der bundesweit drei SEEWA-Moduleinheiten fast jährlich an Einsätzen teilgenommen. Sein Spezialgebiet: die Trinkwasseraufbereitung sowie die Instandsetzung von Wasserversorgungs- und Sanitäranlagen.

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Große Aufgaben - dennoch reisen Auslandkräfte mit möglichst kleinem Gepäck: Neben Werkzeug und technischem Gerät hat ein SEEWA-Modul vor allem zwei mobile Wasseraufbereitungsanlagen dabei. Bis zu 10.000 Liter Wasser pro Stunde können damit gereinigt und rund 15.000 Menschen pro Tag versorgt werden. Verstaut ist alles in verschieden großen, aber tragbaren Metallcontainern. "Im Zweifel müssen sie auf der letzte Meile im Fischerboot und mit Manpower transportiert werden", erklärt Knapp.

Unterschiedlichste Lagebilder erwarten Helfer

Was die Helfer am Unglücksort erwartet, ist jedes Mal anders - kein Land, kein Einsatz gleich. Für das zwei- bis dreiköpfige "Vorausteam", das zuerst ankommt, heißt das: Schnell die Lage erkunden, Kontakt zu lokalen Behörden oder Hilfsorganisationen aufnehmen, Transport für Gepäck und das übrige Team organisieren. Der Kontakt mit Menschen vor Ort sei dabei elementar, sagt Knapp und erzählt, wie bei einem Einsatz in Mosambik die Dorfbewohner das vom THW gereinigte Wasser zuerst nicht annahmen. Der Grund: Ihr traditioneller Führer hätte es zunächst gutheißen müssen. Nachgeholt lief die Wasserversorgung reibungslos.

Solche Einsätze seien anstrengend, oft auch belastend angesichts des Leids und der Zerstörung, mit der man konfrontiert sei, gibt Knapp zu. Trotzdem empfinde er sie als Bereicherung: "Es ist einfach schön, im Team helfen zu können."