Piwik Webtracking Image

Glosse : Kategorisches aus Královec

Erfolgreiches Referendum: Královec gehört nun zu Tschechien. 97,9 % der Kaliningrader Bevölkerung haben beschlossen, sich der Tschechischen Republik anzuschließen.

17.10.2022
2024-01-08T14:06:09.3600Z
2 Min

Die Stadt Královec blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Einst Königsberg genannt, war es lange die Hauptstadt Ostpreußens. Kant philosophiert hier im 18. Jahrhundert vor sich hin. Das Königsberger Brückenproblem begründete zu dieser Zeit in der Mathematik die Graphentheorie.

Ganz praktisch wurde Königsberg nach dem Zweiten Weltkrieg russifiziert und zu Kaliningrad umbenannt. Nun haben die Stadt und der Oblast eine weitere große Veränderung vollzogen. Die vormals russische Exklave ist seit kurzem Teil der Tschechischen Republik - und heißt nun Královec.

Fast einstimmige Einigung

Überragende 97,9 Prozent der Bürgerinnen und Bürger entschieden sich bei einem von der europäischen Öffentlichkeit überwiegend nicht wahrgenommenen Referendum für einen Beitritt zur Republik des braven Soldaten Schwejk. Die Regierung in Prag hat die Annexionsurkunde schon unterzeichnet. Eine Pipeline namens Beer Stream I ist ebenfalls schon in Planung. Es gibt sogar schon eine Webseite für Touristen (https://visitkralovec.cz/). Ein Highlight: Der Flugzeugträger "Karel Gott", der vor den Toren der Stadt ankert. So ist es zumindest im Internet zu lesen.

Dass in vielen Medien verbreitet wird, es handle sich dabei nur um eine Aktion von tschechischen Witzbolden, sind bestimmt nur russische Fake News. Denn dann müssten ja auch die "Referenden" in der Ostukraine ein Witz sein, ein schlechter zumal. Erste Reaktionen aus Russland auf das vermeintlich erfundene und rein virtuelle Referendum (in Kaliningrad, nicht in der Ostukraine!) lassen auf eine gewisse Humorlosigkeit schließen. Da hilft möglicherweise ein wenig Kant weiter: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."