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Vor 35 Jahren... : Bundestag verbietet Bleibenzin

Auf der ganzen Welt gibt es auf legalem Wege kein Benzin mehr mit Bleizusatz zu kaufen. In Deutschland wurde das Verbot von verbleitem Benzin 1988 eingeführt.

28.11.2022
2024-02-29T09:40:29.3600Z
2 Min
Foto: picture-alliance / dpa | Kay Nietfeld

Seit dem 1. Februar 1988 ist verbleites Normal-Benzin in Deutschaland gesetzlich verboten.

"Ade sagen wir heute, Ade geliebtes Blei', das unsere Automotoren kraftvoll schlagen ließ". Doch es sei "nur ein halbes Ade", denn "im Super können wir es ja noch fahren". So begann Wilhelm Knabe (Bündnis 90/Die Grünen) am 3. Dezember 1987 seine sarkastische Rede im Bundestag. An diesem Tag beschloss das Parlament, dass es der Umwelt zuliebe spätestens ab 1. Februar 1988 in Deutschland kein verbleites Normal-Benzin mehr geben wird - und zwar einstimmig. Wenige Tage später gab der Mineralölwirtschaftsverband bekannt, dass die Tankstellen schon am 1. Januar den Verkauf von bleihaltigem Normal-Benzin einstellen.

Bleifreies Benzin schon vorher an Tankstellen verfügbar

Je näher der Termin rückte, desto mehr Autofahrer stiegen zwar auf Bleifrei um, wie eine Umfrage unter den großen Mineralölkonzernen ergab. 80 Prozent der Tankstellen in Deutschland boten demnach im Dezember 1987 schon "Bleifrei" an. Allerdings schätzte man etwa bei BP, dass zwei Drittel der Autofahrer, die bleifreies Benzin verwenden könnten, noch immer verbleiten Kraftstoff nutzten - obwohl sie dafür zwei Pfennig pro Liter mehr zahlen mussten. Ende 1987 kostete etwa ein Liter verbleites Super-Benzin 1,019 D-Mark.

Dass alle Fraktionen im Bundestag dem Gesetzentwurf zustimmten, nannte Knabe - erneut nicht ohne Sarkasmus - einen Sieg, der "unwahrscheinlich" sei: "So viel geballte Vernunft in diesem Saal versammelt!" Die Grünen hätten einen entsprechenden Antrag schon Jahre zuvor eingebracht. "Aber was zählt ein läppischer Antrag unqualifizierter Grüner?", fragte er. Der Antrag wurde damals abgelehnt. Knabe forderte, auch verbleites Super zu verbieten. Dazu kam es aber erst 1996.