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Spitzensportförderung : "In vier bis acht Jahren zum Podium"

Die deutschen Sportlerinnen und Sportler enttäuschen seit Jahren bei großen Spielen. Sportministerin Faeser (SPD) will das mit neuen Förderinstrumenten ändern.

03.04.2023
2023-11-24T11:14:02.3600Z
3 Min

Es lief nicht immer gut zuletzt. Der Leistungs- und Spitzensport in Deutschland hat ein Problem. Obwohl der Bund zur Umsetzung der Spitzensportreform seine Fördermittel seit 2016 auf im vergangenen Jahr 369 Millionen Euro mehr als verdoppelt hat, ist bei den Olympischen Sommerspielen ein konstanter Medaillen-Abwärtstrend zu verzeichnen: 1992 in Barcelona gewann Deutschland 82 Medaillen, in Atlanta 1996 waren es 65 in Tokio 2021 nur noch 37. Das Problem ist erkannt, die Gefahr einer anhaltenden Negativspirale aber nicht gebannt.

Ausgebliebene Kehrtwende: Deutsche Sportler gewinnen immer weniger Medaillen

"Die aktuelle Lage des deutschen Leistungssports allein an der Medaillenausbeute zu messen, wird der Komplexität des heutigen Spitzensports nicht gerecht", sagte Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) vor wenigen Monaten im Sportausschuss des Bundestages. Die vom Bundesinnenministerium (BMI) und dem DOSB Ende 2016 beschlossene Leistungssportreform habe aber nicht die gewünschte Kehrtwende gebracht.

Das Ziel des damaligen Konzepts war es, "den Spitzensport zukünftig erfolgreicher zu machen, Erfolgspotenziale für Podiumsplätze bei Olympischen, Paralympischen und Deaflympischen Spielen, Weltmeisterschaften und World Games zu erkennen und gezielter zu fördern." Dazu stellte das BMI im vergangenen Dezember selbstkritisch bilanzierend fest, das bestehende Sportfördersystem sei weder effektiv mit Blick auf die erhofften Ziele, noch effizient, was eingesetzte Steuermittel und deren Nutzen anbelangt.

Mittel sollen zielgerichtet eingesetzt werden, Verbände professioneller arbeiten

"Deutschland will den Anschluss an die Weltspitze halten und den konstanten Medaillenabwärtstrend in einigen Disziplinen und Sportarten langfristig stoppen", schreibt die für den Sport zuständige Bundesministerin den Innern, Nancy Faeser (SPD) in ihrem Vorwort zum aktuellen. Sportbericht. Gemeinsam mit dem DOSB, den Ländern und allen anderen Beteiligten wolle sie in dieser 20. Legislaturperiode und auf Basis einvernehmlicher Zielvorgaben die Spitzensportförderung optimieren. "Ein zielgenauer Einsatz der Mittel aus der öffentlichen Hand und professionelle Verbandsstrukturen schaffen die Grundlage für sportliche Spitzenleistungen auf Weltklasseniveau", schreibt die Ministerin. "Unsere Athletinnen und Athleten leisten Außerordentliches. Sie verdienen es, dass wir ihnen nicht nur optimale Trainingsbedingungen bieten, sondern, dass wir ihnen weiterhin die Sorge um den Lebensunterhalt nehmen und sie gezielt in ihrer Entwicklung und in ihrer Leistungssteigerung fördern." So soll zum Beispiel die Vereinbarkeit von Ausbildung, Beruf und sportlicher Karriere verbessert werden.

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Man will also nochmal neue Wege gehen und arbeitet an einem Konzept, zu dessen zentralen Bausteinen ein Sportfördergesetz sowie eine unabhängige Bundesagentur für Leistungssport gehören sollen. In dieser Bundesagentur lägen sportfachliche Steuerung und Förderung des Leistungssports erstmalig in einer Hand, so DOSB-Vorstandschef Burmester.

Potenziale werden ausgewertet

Darüber hinaus fördert der Bund die Bundessportfachverbände - und zwar unter Zugrundelegung einer Bewertung der Erfolgspotenziale in den einzelnen olympischen Disziplinen (36 im Wintersport und 103 im Sommersport). Zu diesem Zweck wurde 2017 die PotAS-Kommission berufen, die aus Sportwissenschaftlern und Vertretern des Sports besteht und auf sportwissenschaftlicher Grundlage anhand einer Analyse der Erfolge, Kaderpotenziale und Strukturen in den Verbänden eine Rangliste der Disziplinen anhand ihrer Potenziale für Erfolge bei Olympischen Spielen erstellen - Motto: "In vier bis acht Jahren zum Podium".

Bei alldem liegt dem DOSB daran, zu betonen, dass man Leistungssport wie bisher als Kombination aus Nachwuchsleistungssport und Spitzensport definieren wolle. "Ein erfolgreicher Spitzensport setzt einen erfolgreichen Nachwuchsleistungssport voraus", sagt Burmester.