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FÜNF FRAGEN ZUM: BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

27.04.2009
2023-08-30T11:23:54.7200Z
2 Min

Der Berufsbildungsbericht 2009 zeigt, es gibt erstmals seit 2001 wieder mehr Plätze als Bewerber. Ein Grund zur Freude?

Leider nicht. Regierung und Wirtschaft rechnen sich die Lage schön. Stichtag für die Ausbildungsbilanz ist jedes Jahr der 30. September. Bis dahin verschwinden zehntausende Jugendliche in Warteschleifen - ohne Aussicht auf eine Lehrstelle. Im vergangenen Jahr haben mehr als 80.000 dieser Jugendlichen der Bundesagentur für Arbeit angezeigt, dass sie weiter einen regulären Ausbildungsplatz suchen. Zu den unversorgten Bewerbern werden sie aber nicht mehr gezählt.

Sie haben einen Schutzschirm für Ausbildungsplätze gefordert. Was genau stellen Sie sich vor?

Wir wollen Unternehmen, die Auszubildende aus insolventen Betrieben übernehmen, eine Übernahmeprämie von 250 Euro im Monat zahlen. Finanziert werden soll das von der Bundesagentur für Arbeit, die außerdem ihr Sonderprogramm für außerbetriebliche Ausbildung auf 40.000 Plätze aufstocken soll. Denn wir befürchten, dass die Wirtschaftskrise die Lage der Azubis noch verschärfen wird.

Warum ist der Schutzschirm besser als der von Ihnen gerade wieder kritisierte Ausbildungspakt?

Die beiden Dinge lassen sich nicht vergleichen. Der Ausbildungspakt sollte allgemein das Problem auf dem Ausbildungsmarkt lösen - und ist an zu niedrigen Zielmarken und seiner bloßen Freiwilligkeit gescheitert. Der Schutzschirm ist ein kurz- und mittelfristiger Plan für die Wirtschaftskrise.

Den sogenannten Altbewerbern hilft also auch der Schutzschirm nicht.

Nein. Ausbildung muss endlich konjunkturunabhängig finanziert werden. Wir sind deshalb für Branchenfonds. Alle Unternehmen müssen in einen gemeinsamen Topf einzahlen, auch Unternehmen die nicht ausbilden. Die Mittel gehen an ausbildende Betriebe. Im Baubereich haben wir einen solchen Fonds seit mehr als 30 Jahren und damit trotz Krisen die Ausbildungszahlen gesichert. Außerdem müssen wir schwächeren Jugendlichen gezielt helfen. Wir brauchen ausbildungsbegleitende Hilfen als Regelangebot, wie etwa einen persönlichen Förderplan für jeden Jugendlichen, der zusätzlich von erfahrenen Fachlehrern und Sozialpädagogen unterstützt wird.

Zwei Drittel der Auszubildenden werden nicht übernommen. Wie wollen Sie deren Perspektiven verbessern?

Zum einen brauchen wir mehr betriebliche und tarifliche Vereinbarungen zur Übernahme - deren Einhaltung dann auch penibel kontrolliert werden muss. Zum anderen sollten wir die Altersteilzeit als Brücke in die Beschäftigung nutzen und frei werdende Stellen mit einem ehemaligen Auszubildenden dauerhaft besetzen.

Die Fragen stellte

Nicole Tepasse.