Piwik Webtracking Image

Kurz rezensiert : Angelesen

18.05.2009
2023-08-30T11:23:57.7200Z
2 Min

Chroniken sind meist nur ein historisches Skelett, geordnet nach Daten und Fakten. Was jedoch der "Fischer Weltalmanach" zur deutschen Zeitgeschichte bietet, das ist überhaupt nicht knochentrocken. In drei unterschiedlich langen Kapiteln werden die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen anschaulich beschrieben. Vorneweg sind zunächst ein paar Seiten über die vier Besatzungszonen (1945/49) zu lesen, dann folgt der umfangreichste Teil über die BRD und DDR (1949/1990) und schließlich der Abschnitt zum wiedervereinten Deutschland seit 1990.

Das Geschehen der vergangenen sechs Jahrzehnte wird zusätzlich verdeutlicht durch zahlreiche Fotos, grafische Darstellungen und Landkarten. In Kurzbiografien werden die Vorsitzenden des DDR-Staatsrats, Bundeskanzler und -präsidenten portraitiert. Außerdem liefern kleine Dossiers nützliches Hintergrundwissen zu politischen Besonderheiten des entsprechenden Jahres: 1968 etwa zu den Notstandsgesetzen und zum Prager Frühling. Eine kompakte Deutschland-Chronik, die Hand und Fuß hat!

Der Fischer Weltalmanach:

Chronik Deutschland 1949-2009.

Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2008; 448 S., 12,95 €

Sie sind definitiv die am besten gekleideten Menschen im Plenarsaal des Bundestages. Die Rede ist nicht von der Fraktion der "fashion victims", die sich sicherlich auch unter deutschen Abgeordneten findet. Die Rede ist von den Saaldienern oder - wie sie heute offiziell heißen - Plenarsekretären und Plenarassistenten. Michael F. Feldkamp und Dirk Kunze erzählen in ihrem schmalen Band die stellenweise recht vergnüglich zu lesenden Geschichte der guten Geister im Plenarsaal, die für den reibungslosen Ablauf der Bundestagsdebatten sorgen. Sei es, dass sie jedem Redner ein frisches Glas Wasser kredenzen, Abgeordnete mit wichtigen Dokumenten versorgen oder auch mal entrollte Protestplakate von Abgeordneten der Grünen oder der Linken entfernen mussten.

Dem Frack, den die Saaldiener seit 1955 tragen, kam im jenen Augenblick besondere Bedeutung zu, als Frauen sich anschickten, die extrem widerspenstige Männerbastion zu erobern. Erst 1989 nahmen die ersten zwei Frauen ihren Dienst auf, obwohl bereits 1972 die Forderung nach weiblichen Saaldienern laut geworden war. Doch dafür musste analog zum Frack erst einmal ein passendes Kostüm kreiert werden.

Michael F. Feldkamp, Dirk Kunze:

Mit Frack im Parlament.

Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2009; 79 S., 19,90 €