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Kurz rezensiert : Angelesen

03.08.2009
2023-08-30T11:24:04.7200Z
3 Min

"Wie die Frösche um einen Teich", so spottete der Athener Philosoph Sokrates im 5. Jahrhundert vor Christus, saßen die Griechen rund ums Mittelmeer. In der Tat hatten griechischen Auswanderer seit Mitte des 8. Jahrhunderts vor Christus in Schaaren der alten Heimat den Rücken gekehrt und im gesamten Mittelmeerraum, vor allem in Italien und Sizilien und Kleinasien, und rund um das Schwarze Meer neue Siedlungen gegründet, die sich teilweise zu blühenden und mächtigen Metropolen entwickelten.Bis zu 200 dieser autonomen Kolonien wurden gezählt. Sie trugen maßgeblich zur Verbreitung der griechischen Kultur bei.

Für Christian Meier, einer der bekanntesten deutschen Historiker, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, war der Gedanke der Freiheit die bestimmende Größe dieser Kultur. Dies zeigt er in seinem fachlich wie sprachlich höchst anspruchsvollen Werk "Kultur, um der Freiheit willen" in allen Bereichen der griechischen Antike: in Kunst und Literatur, in Philosophie und politischem Denken, in Sport, Religion und Krieg. Meier führt seine Leser zu den Anfängen und Wurzeln Europas.

Christian Meier:

Kultur, um der Freiheit willen. Griechische Anfänge - Anfang Europas?

Siedler Verlag, München 2009; 368 S., 22,95 €

Über 500 Jahre beherrschte das Römische Reich den Mittelmeerraum. Es war das bis heute größte und langlebigste Imperium im westlichen Eurasien. Seine Spuren - nicht nur archäologische - sind bis heute noch überall sichtbar: In Sprache und Literatur, im Ingenieur- und Vermessungswesen, in politischen Ideen, der Philosophie und im Rechtssystem. Die Frage, warum auch dieses Reich eines Tages unterging, hat die Historiker seit jeher beschäftigt. Der Engländer Edward Gibbon erlangte mit seinem mehrbändigen Werk über "Verfall und Untergang des römischen Imperiums" gar Weltruhm.

Der von dem "Spiegel"-Redakteur Johannes Saltzwedel herausgegebene Band fasst nun die gängigsten Theorien und den aktuellen Forschungsstand über "Das Ende des Römischen Reiches" zusammen und präsentiert dies in einem Mix aus Beiträgen von Wissenschaftlern, Journalisten und Interviews. Insgesamt bietet der Band dann jedoch eher einen Abriss über die unterschiedlichen Facetten der römischen Kaiserzeit, denn nicht alle Beiträge orientieren sich an der eigent- lichen Fragestellung. Für Laien und Anhänger des bekannt gefälligen "Spiegel"-Stils bietet das Buch aber eine kurzweilige und unterhaltsame Lektüre.

Johannes Saltzwedel (Hg.):

Das Ende des Römischen Reiches.

Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009; 286 S., 19,95 €

Orient und Okzident, Morgenland und Abendland, Islam und Christentum, Arabien und Europa: Diese Begriffspaare deuten auf Konfrontation und Trennung hin. Der Orientalist Alfred Schlicht hingegen will die gemeinsame Geschichte von Europäern und Arabern erzählen - von der Antike bis zum Barcelona-Prozess der Europäischen Union mit den arabischen Ländern.

Natürlich war diese Geschichte seit der Expansion des Islams und seines Ausgreifens nach Spanien und Süditalien im 8. Jahrhundert immer wieder von kriegerischen Konfrontationen im gesamten Mittelmeerraum geprägt: Reconquista und Kreuzzüge, Imperialismus und Kolonialismus lauten die bekannten Schlagworte. Aber die Beziehungen zwischen Arabern und Europäern werden eben auch von friedlichem Kulturaustausch und Handel bestimmt.

Der Ansatz des Buches mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass Schlicht seit 1986 im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik tätig ist. Diplomaten denken gerne in internationalen Kategorien. Das Ergebnis kann sich in jedem Fall sehen lassen. Der Autor bietet eine wissenschaftlich fundierte und sachliche Lektüre, die auch Laien empfohlen werden kann.

Alfred Schlicht:

Die Araber und Europa. 2000 gemeinsamer Geschichte.

W. Kohlhammer, Stuttgart 2008; 226 S., 26 €