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»Es war vor allem Neugier«

WELTWÄRTS Junge Freiwillige berichten über ihre Erfahrungen in einem Entwicklungsland

20.08.2009
2023-08-30T11:24:05.7200Z
2 Min

Teresa Reubel (21) war eine der ersten Teilnehmerinnen von "weltwärts", dem Freiwilligendienst des Bundesentwicklungsministeriums. Er bietet jungen Leuten seit 2008 die Chance, an Projekten im Ausland mitzuarbeiten. Reubel war für die Deutsch-Indische Zusammenarbeit (DIZ) sechs Monate als Wasser-Managerin in Bamhani.

Nach dem Abitur habe ich drei Monate auf einem Biobauernhof in Italien gearbeitet. Danach wollte ich gerne für weitere Monate ins Ausland. Über Bekannte habe ich vom weltwärts-Programm erfahren und mich dann bei der Deutsch-Indischen Zusammenarbeit (DIZ) beworben, eine der ersten Entsendeorganisationen in Deutschland. Im März 2008 kam ich im Dorf Bamhani im Herzen Indiens an. Dort unterhält die indische DIZ-Partnerorganisation Ecumenical Sangam einen Kindergarten, ein Krankenhaus und einen landwirtschaftlichen Betrieb. Ich hatte erwartet, dass mich jemand nach meiner Ankunft in die Arbeit einführt. Aber es gab niemanden. Der Mann, der das 13 Hektar große Land bewirtschaften sollte, war seit drei Wochen nicht mehr aufgetaucht. Die Arbeit übernahm deshalb ein Ehepaar aus dem Dorf, Dinesh und seine Frau Suman.

Dürre und Dornsträucher

Ich habe mich mithilfe von dicken Büchern ins Thema Wasserwirtschaft eingelesen. Aber vieles erschließt sich auch durch gesunden Menschenverstand. Bamhani liegt in einer sehr trockenen Gegend. Als ich ankam, war alles ganz grau, ich sah vor allem Dornsträucher. Während der Dürrezeit trocknet der Boden aus. Wenn dann der Monsun kommt, schwemmt er die nährstoffreiche obere Erdschicht fort. Ziel der Wasserwirtschaft ist es deshalb, das Wasser und die fruchtbare Erde zurückzuhalten. Außerdem soll der Grundwasserspiegel angehoben werden. In den 1970er, 1980er Jahren wurden in Indien viele Tiefbohrbrunnen gebaut, durch das entnommene Wasser sank der Grundwasserspiegel um mehrere Meter. Wir haben das Monsunwasser deshalb in einem fünf Meter tiefen Becken gesammelt, aus dem es ins Grundwasser einsickerte. Das nutzt nicht nur dem eigenen Land, sondern auch den anderen Bauern in der Gegend.

"Helfen" ist vielleicht ein schwieriges Wort, um meine Arbeit für Ecumenical Sangam zu beschreiben. Das klingt etwas hochnäsig. Aber ich glaube, dass es die anderen Mitarbeiter beeindruckt hat, wie viel und wie lange ich gearbeitet habe. Denn die Arbeitsmoral fand ich vor Ort oft problematisch. Die Mitarbeiter wechseln oft und gerade gut ausgebildete Menschen haben keine Lust, im abgelegenen Bamhani zu arbeiten. Auch dass ich als Frau dort selbständig unterwegs war, war etwas Besonderes. Indische Frauen sind oft darauf festgelegt, zu kochen, auf die Kinder aufzupassen und sich den Männern unterzuordnen.

Alte Traditionen

Schockiert war ich, als ich merkte dass auf dem Land Pestizide, Fungizide und sogar genmanipuliertes Saatgut eingesetzt werden. Ich habe dann versucht, eine ökologische Bewirtschaftung einzuführen. Aber es war schwierig, traditionelles Saatgut aufzutreiben. Auch für Dinesh, einen einfachen Mann, war es schwierig zu verstehen, wieso alles umgestellt werden sollte. Inzwischen studiere ich an der Universität in Eberswalde Forstbewirtschaftung in einem internationalen Studiengang. Das vorgeschriebene Praktikum werde ich vielleicht sogar in Indien absolvieren. Dann könnte ich auch nachsehen, wie es den 200 Setzlingen geht, die ich in Bamhani gepflanzt habe.

Aufgezeichnet von Kata Kottra.