Piwik Webtracking Image

Leuchtende Vorbilder

PRIVATUNIS In die Hochschullandschaft sollte Schwung kommen, was nicht immer klappt

11.01.2010
2023-08-30T11:25:45.7200Z
2 Min

Die Idee stammt aus den 1970er Jahren: In die festgefahrene Hochschullandschaft sollte durch die Gründung von Privatunis neuer Schwung kommen. An die Stelle des Massenbetriebs sollte individuelle Förderung treten mit dem Ziel, hochqualifizierte Absolventen zu gewinnen. Die Vorbilder waren leuchtend. Ehrwürdige Namen wie Oxford, Princeton oder Yale zeigten, dass exzellente Forschung und Lehre allen Vorteile brachten. Wo staatliche Hochschulen auf knappe öffentliche Mittel angewiesen waren, sollten die Privaten aus Privatkapital und Studiengebühren finanziert werden. Inzwischen sind die Erwartungen realistischer. "Jeder weiß inzwischen, dass ein kleines Harvard nicht so leicht nachzubauen ist", sagt Dietmar Goll, Hochschulexperte im Wissenschaftsrat.

Wenig Exzellenz

In Deutschland können nur wenige private Hochschulen den Anspruch auf Exzellenz nach angloamerikanischem Vorbild erheben, ist Goll überzeugt und nennt beispielhaft die Hamburger Bucerius Law School. Die meisten der privat finanzierten Anstalten sind Fachhochschulen mit einem spezialisierten Fächerangebot. "Diese Hochschulen sind oft sehr praxisnah und ermöglichen einen Abschluss in relativ kurzer Zeit", sagt Goll. Doch den Vorteil einer schnellen akademischen Grundausbildung bieten auch die staatlichen Universitäten. Auch sind sie zunehmend nah an der Wirtschaft. Gerade in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern treten Unternehmen immer häufiger als Sponsoren auf, die Forschung finanzieren und die Studierenden über Praktika eng an sich binden. "Wir brauchen die Kooperation mit der Industrie. Nur dann ist das nötige Geld da", sagt Professor Dieter Georg Senk von der RWTH Aachen. Das Modell von Stiftungsprofessuren wird immer beliebter. Der Industriegüterkonzern ThyssenKrupp finanziert allein fünf technische Lehrstühle.

Erste Pleiten

Derzeit gibt es in Deutschland 120 private Hochschulen. Damit ist fast jede dritte schon in privater Trägerschaft. Allerdings sind nur fünf Prozent aller Studierenden dort eingeschrieben. Nicht jede private Hochschule bekommt über Studiengebühren, die bis zu 40.000 Euro im Jahr kosten können, und Investoren das nötige Betriebskapital zusammen. Im Sommer 2009 ging die International University Bruchsal pleite, kurz zuvor die Hanseuniversität Rostock. Die Universität Witten/Herdecke konnte Ende 2008 nur dank eines neuen Investors und finanzieller Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen überleben. Kritiker fragen schon, ob man überhaupt noch von einer privaten Hochschule sprechen könne, wenn öffentliche Gelder im Spiel sind. Für den Hochschulexperten Goll ist eine solche staatliche Alimentierung kein Problem. "Die privaten Hochschulen bringen schließlich auch eine Entlastung", sagt er. "Ihre Leistungen kommen den Staat nicht so teuer, als müsste er sie selbst erbringen."