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Die Stimmung kippt

Meinungsklima Die Zustimmung der Deutschen zu den Bundeswehreinsätzen schwindet

23.08.2010
2023-08-30T11:26:03.7200Z
2 Min

Die Zahlen allein sprechen eine deutliche Sprache: 70 Prozent der Deutschen sprechen sich dafür aus, dass sich die Bundeswehr möglichst schnell aus Afghanistan zurückziehen soll. Lediglich 26 Prozent befürworten die Fortsetzung des deutschen Isaf-Einsatzes am Hindukusch. Im Herbst 2009 waren es noch 37 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Meinungsumfrage im April dieses Jahres von Infratest dimap im Auftrag der ARD.

Man mag wenig geben auf solche meist kurzfristigen Meinungsbilder. Dass der Rückhalt für das militärische Engagement Deutschlands in Afghanistan in den vergangenen Jahren in der deutschen Bevölkerung kontinuierlich zurückgegangen ist, lässt sich aber nicht leugnen.

Dies bestätigt auch das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr in Straußberg bei Berlin. Dessen Mitarbeiter führen seit vielen Jahren regelmäßig bundesweite Befragungen durch, um die sicherheits- und verteidigungspolitischen Einstellungen der Bundesbürger wissenschaftlich zu erfassen. Und auch sie kommen in ihrer Befragung vom Oktober und November vergangenen Jahres zu dem Ergebnis, dass die Zustimmung zum Isaf-Einsatz zurückgegangen ist. Damals sprachen sich laut ihrer Studie nur noch 50 Prozent der Befragten für den Einsatz aus. Im Jahr 2008 waren es noch 64 Prozent gewesen. Auffällig ist auch, dass das deutsche Engagement auf dem Balkan mit 66 Prozent für den Kfor-Einsatz im Kosovo und 64 Prozent für den Eufor-Einsatz in Bosnien und Herzegowina erheblich positiver beurteilt wird. Allerdings sind auch die Zustimmunsraten für diese beiden Auslandseinsätze in den vergangenen Jahren gesunken.

Die Wissenschaftler haben auch Erklärungen für die schwindende Zustimmung der Deutschen. "Kritische Ereignisse in den Auslandseinsätzen", so schreiben sie, "können das Meinungsbild massiv beeinflussen, wenn die Medien intensiv darüber berichten." So habe sich der Luftangriff bei Kundus auf die beiden von den Taliban entführten Tanklastzüge und die Berichterstattung darüber wahrscheinlich negativ auf das Meinungsklima ausgewirkt.

Die gleiche Bebachtung hatte das Sozialwissenschaftliche Institut bereits im Jahr 2006 gemacht, nachdem in der Presse Fotos von deutschen Isaf-Soldaten kursierten, die mit Totenschädeln posieren.

Die vielleicht deutlich erschreckendere Erkenntnis der Wissenschaftler ist jedoch, dass etwa jeder zweite Bürger angibt, nichts Konkretes über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan zu wissen. Die übrigen Einsätze schneiden noch schlechter ab. Und die Macher der Studie haben ebenfalls herausgearbeitet, dass die Ablehnung der Auslandseinsätze bei den Befragten mit steigendem Unwissen zunimmt.