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Globale Dialogplattfom

BONN Der »Lange Eugen« beherbergt heute UN-Sekretariate

06.09.2010
2023-08-30T11:26:03.7200Z
2 Min

Bonn vorgestern: Beamte, Ministerien, Staatsbesuche, Kanzler, Präsidenten, Diplomaten - Bundeshauptstadt halt, offiziell provisorisch, inoffiziell fest installiert.

Bonn gestern: Phantomstadt, Provinz, Profilneurose. Umzugsbeschluss am 20. Juni 1991, 21.47 Uhr. Aus, Ende. Tränen, Wut.

Bonn heute: niedrige Arbeitslosenquote, gute Einkommen, Posttower, Telekom, zweite Ministeriumssitze, neue Bundesbehörden - und die Vereinten Nationen! Eine urbane Erfrischungskur samt erheblichem Kongress- und Tagungsgeschäft: Seit Mitte 1996 darf sich das einstige "Bundesdorf" UNO-Stadt nennen. Seither weht der frische Wind der Internationalität durch die Stadt.

Umbau für 55 Millionen Euro

Der blies noch als laues Lüftchen, als 1994 im Berlin-Bonn-Gesetz festgelegt wurde, dass die Beethovenstadt als Ausgleich für den Umzug von Parlament und Regierung vom Rhein an die Spree zum Standort internationaler und supranationaler Einrichtungen werden soll. Heute schaut die Stadt mit Stolz auf den "Langen Eugen" mit dem blauen UN-Emblem auf dem Dach. Das frühere Abgeordnetenhochhaus wurde für die Büros der Vereinten Nationen von der Bundesregierung für 55 Millionen Euro zum UN-Campus umgebaut und im Juli 2006 von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an den damaligen Generalsekretär der Weltorganisation, Kofi Annan, übergeben. Mit der Überschrift "UNO Bonn - für nachhaltige Entwicklung weltweit" haben sich die Vereinten Nationen in Bonn ein thematisches Dach gegeben, unter dem ihr weiterer Ausbau noch nicht beendet ist.

Es begann mit dem anfangs belächelten und weltweit kleinsten "Secretariat of the Agreement on the Conservation of Populations of European Bats", einem Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermausbestände: Statt Abgeordnete nun Fledermäuse im "Langen Eugen" samt knappen drei Mitarbeitern. In den Regalen des Büros liegen plüschige Fledermäuse. Dagegen ist das Sekretariat der UN-Klimarahmenkonvention mit rund 230 Mitstreitern ein Riese mit einem Etat von rund 54 Millionen Dollar und der Aufgabe, das Kioto-Protokoll mit Leben zu erfüllen.

Die derzeit 18 UN-Einrichtungen mit zusammen 800 Mitarbeitern reichen weiter von der Bekämpfung der Wüstenbildung, der Erhaltung wandernder wilder Tiere über die Berufsbildung bis hin zum UN-Freiwilligenprogramm. Fazit: Bonn ist alles andere als international dahingeschieden, sondern lebt munter auch als globale Dialogplattform.

Der Autor, langjähriger Korrespondent

beim Bonner "General-Anzeiger", arbeitet

als freier Journalist in Meckenheim.