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Gestoppt von der »gläsernen Decke«

QUOTE Mehr Frauen in Führungspositionen finden alle gut - über den Weg dahin gibt es Streit

14.02.2011
2023-08-30T12:16:37.7200Z
2 Min

Bündnis 90/Die Grünen und SPD streben im Bundestag eine fraktionsübergreifende Initiative zur Einführung einer verpflichtenden Frauenquote in Unternehmensvorständen und -aufsichtsräten an. In einer Aktuellen Stunde lud Grünen-Fraktionschefin Renate Künast am Donnerstag "alle Frauen dieses Bundestages" ein, dies in einen gemeinsamen Antrag zu schreiben. Das Angebot wolle die SPD gern annehmen, antwortete Parteichef Sigmar Gabriel, "wenn die Kerle auch unterschreiben dürfen".

In der Problembeschreibung waren sich in der Debatte alle einig: In den Führungsetagen gerade der großen Unternehmen gibt es zu wenig Frauen - so liege der Frauenanteil in den Vorständen der Top-200-Unternehmen bei 3,2 Prozent. In den Aufsichtsräten dieser Konzerne seien zwar 10,3 Prozent Frauen vertreten, jedoch betrage deren Anteil auf der Arbeitgeberseite nur 3,8 Prozent. Dies bedeute, merkte Eva Klamt (CDU) an, "dass Deutschland bei der Teilhabe von Frauen in den höchsten Positionen der Wirtschaft auf einer Stufe mit Indien steht und damit weltweit den letzten Platz einnimmt". Ein untragbarer Zustand, befanden die Parlamentarier, nicht nur für junge, hoch qualifizierte Frauen, die beim Sprung auf den Chefsessel an der "gläsernen Decke hängenbleiben" (Nadine Schön, CDU), sondern auch für Firmen. Diese könnten es sich nicht leisten, auf das Potenzial von Frauen zu verzichten, wenn Deutschland "einer der leistungsstärksten Wirtschaftsräume der Welt bleiben" (Klamt) wolle.

Wie aber soll der Chefinnenanteil erhöht werden? Ohne gesetzliche Vorgaben wie in Norwegen oder Frankreich gehe es nicht, argumentierten Opposition und einige Koalitionspolitikerinnen. Die gesetzliche Quote werde kommen, betonte die SPD-Abgeordnete Caren Marks, "spätestens im Jahr 2013 mit einer anderen Regierung, denn alle freiwilligen Vereinbarungen hätten nichts gebracht. Mindestens jeder zweite Aufsichtsratsposten gehöre "in Frauenhand", fügte Katja Kipping (Die Linke) hinzu. Mehr Chefinnen hätten nicht zuletzt eine Vorbildwirkung auf die Berufswünsche junger Mädchen. Starre, gesetzlich verankerte Frauenquoten seien "der falsche Weg", hielt Nicole Bracht-Bendt für die FDP dagegen. Ihr Fraktionskollege Marco Buschmann plädierte für einen Kulturwandel hin zu "Kinder, Krippe, Karriere".

Hintergrund der Debatte sind unterschiedliche Auffassungen der beiden Bundesministerinnen Ursula von der Leyen und Kristina Schröder (beide CDU) darüber, ob Unternehmen per Gesetz verpflichtet werden sollen, einen bestimmten Anteil der Führungsgremien mit Frauen zu besetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) suchte den Streit mit einer Absage an eine Quote zu beenden. Die drei Protagonistinnen blieben der Aktuellen Stunde fern, was die Opposition prompt scharf geißelte. "Es macht eine gute Chefin aus, so gut zu sein, dass sie sogar an ihren männlichen Staatssekretär delegieren kann", konterte die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär.