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Parlamentarisches Profil : Der Selbstbewusste: Thomas Oppermann

14.02.2011
2023-08-30T12:16:37.7200Z
3 Min

Ich tue alles dafür, die SPD wieder zur Regierungspartei zu machen." Thomas Oppermann verhehlt nicht, dass für ihn die Position des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Bundestagsfraktion, immerhin die zweitmächtigste der Sozialdemokraten im Bundestag hinter dem Fraktionschef, nur Durchgangsstation zu neuen Karriereufern sein kann. Niedersachsens Ex-Wissenschaftsminister ist ein "Macher-Typ" -wie seine mächtigen Förderer aus der Niedersachsen-Connection der Partei, ob Gerhard Schröder, Frank-Walter Steinmeier oder Sigmar Gabriel. Wer Oppermann im Jakob-Kaiser-Haus in seinem schönen Büro mit Spree-Aussicht besucht, meint es mit einem Mittvierziger zu tun zu haben. Der jungenhaft wirkende Politiker steht aber mit 56 Jahren in der Reife seines Lebens. Er strahlt Selbstbewusstsein aus.

Als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer - gerne auch "PGF" genannt - hat Oppermann eine Schlüsselrolle inne. Er koordiniert Fraktionsgremien und parlamentarische Abläufe, hat für Abstimmungsdisziplin zu sorgen und vieles weitere - kein stets angenehmer Job. Aber Oppermann, Ende 2007 nach nur zwei Jahren Bundestagszugehörigkeit als Nachfolger von Olaf Scholz für diese Aufgabe berufen, macht die Arbeit Spaß. "Ich will mit Leib und Seele daran mitwirken, dass die SPD wieder aus der Opposition herauskommt", verkündet er sein Mantra.

Oppermann sieht dazu nun die Partei in einer deutlich besseren Verfassung als nach dem Absturz bei der Bundestagswahl 2009. Er hofft auf "neuen Schwung" durch die Hamburg-Wahl mit einem künftigen Bürgermeister Olaf Scholz. Auch der im Januar von Parteichef Gabriel vorgelegte Programmentwurf für eine "Fortschrittspartei" SPD mit Schwerpunkten wie Geringverdiener-Entlastung oder Bildung sei ein positiver Markstein.

Wie kann die SPD wieder breites Vertrauen beim Wähler gewinnen? Oppermann nennt das Stichwort "soziale Gerechtigkeit", betont aber auch: "Alles was ausgegeben wird, muss erst verdient werden." Damit stellt er sich gegen allzu forsche Umverteilungswünsche vom linken SPD-Flügel. Oppermann gehört dem traditionell-konservativen "Seeheimer Kreis" der Fraktion an. Als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer darf er sich aber "nicht in Flügelspielen" verlieren, wie er selbst sagt. "Ich bin Zentrist", meint Oppermann mit einem Lächeln.

Oppermanns Gabe, mit Menschen umzugehen, ist unbestritten. Er ist intelligent und hat einen feingeschliffenen Humor. Manchen in der Partei und Fraktion drängelt er aber zu sehr nach vorne. "Er sieht sich schon in der ersten Reihe", wird in der SPD gelegentlich geraunt. Oppermann hält solche Stimmen für "übertrieben": "Sozialdemokratische Politik muss öffentlich wirksam gemacht werden, wenn sie Erfolg haben will."

Dabei kann die Partei einiges von Oppermanns zielstrebigem Lebensweg abschauen. Dem geborenen Münsterländer war der Weg in die Politik und zu den Sozialdemokraten nicht in die Wiege gelegt. Die Eltern - der Vater leitete eine genossenschaftliche Molkerei - waren politisch eher konservativ gestimmt. Geprägt wurde Oppermann durch einen Aufenthalt 1976 bis 1978 für die Aktion Sühnezeichen in den USA, wo er in Nachbarschaftsprojekten und bei einer Landarbeiter-Gewerkschaft tätig war: "Ich hatte gelernt, dass sich soziale Gerechtigkeit nicht von selbst einstellt, sondern immer das Ergebnis politischer Einmischung ist", schreibt er in einer Selbstdarstellung. Er studierte später Jura in Göttingen, wurde als Juso hochschulpolitisch aktiv ("mit Jürgen Trittin saß ich schon im Studentenparlament"), war vier Jahre Verwaltungsrichter und saß von 1990 bis 2005 für die SPD im niedersächsischen Landtag. Ministerpräsident Gerhard Schröder berief ihn 1998 zum Wissenschaftsminister.

Oppermann bewältigt auch den Politikstress planvoll. Er nimmt sich am Wochenende in seinem Göttinger Domizil Zeit für die beiden drei- und siebenjährigen Kinder aus zweiter Ehe (neben den beiden Töchtern aus erster Ehe) und sichert sich "mindestens drei Stunden" für sportliche Aktivitäten: Fußball oder Wandern. Den "Brocken" hat Oppermann schon 60mal bestiegen, in der Politik hofft er noch auf weitere Aufstiege.