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Arm, aber rohstoffreich

14.06.2011
2023-08-30T12:16:44.7200Z
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Drei Viertel der armen Weltbevölkerung lebt in Ländern mit reichen Rohstoffvorkommen. Diesen Widerspruch aufzulösen, sei die Herausforderung der Entwicklungszusammenarbeit, sagte der Sachverständige Carsten Schmitz-Hoffmann von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit am vergangegen Mittwoch in einer öffentlichen Anhörung des Entwicklungsausschusses. Über die Frage, ob Rohstoffreichtum Fluch oder Segen sei, gingen die Expertenmeinungen auseinander - ebenso darüber, ob die Rohstoffstrategien von Bundesregierung und EU-Kommission zu Entwicklung und nachhaltigem Wachstum beitragen können.

Keinen Widerspruch zwischen Rohstoffinteressen und Entwicklungszielen mochte Oliver Wieck vom Bundesverband der Deutschen Industrie ausmachen. Investierende Unternehmen würden mit dem Aufbau von Infrastruktur, mit Technologie- und Wissenstransfer zur nachhaltigen Entwicklung beitragen. Notwendig seien Investitionsschutz und der Abbau von Handelsbeschränkungen. Als "kohärent im Sinne der Interessen der deutschen Industrie, aber inkohärent in Sinne der Entwicklungszusammenarbeit" bezeichnete dagegen die Einzelsachverständige Heidi Feldt die Rohstoffstrategie der Bundesregierung. Rohstoffpartnerschaften orientierten sich an den deutschen Interessen und weniger an den Bedürfnissen der Partnerländer. Gwenole Cozigan von der EU-Kommission sagte, Europa könne Entwicklungsländer bei der Schaffung eines günstigen Investitionsklimas und beim Aufbau des Steuerwesens unterstützen und beim Aushandeln von Abbaulizenzen beraten. Nohoum Keita von einer Bürgerinitiative in Falea in Mali merkte an, dass sich kleine Staaten und internationale tätige Unternehmen nicht auf Augenhöhe begegnen würden. In Mali würden solche Unternehmen Einheimische nur unterproportional beschäftigen. Jörg Mayer von der Welthandels- und Entwicklungskonferenz unterstrich, dass im Gegensatz zum deutschen Papier die EU-Strategie das Thema Nahrungsmittelsicherheit, Spekulation und Finanzmarktregulierungen in den Blick nehme. Eine Regelung nach dem Vorbild des Dodd-Frank-Act in den USA, der Rohstoffunternehmen zur Offenlegung ihrer Geldflüsse verpflichtet, fehle bislang in Europa, sagte Mayer.