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Leben mit dem Risiko

VON JÖRG BIALLAS

29.08.2011
2023-08-30T12:16:48.7200Z
2 Min

Kaum ein Tag in der jüngeren Zeitgeschichte hat sich so nachhaltig in das Gedächtnis der Menschheit gebrannt wie der 11. September 2001. Als Terroristen vollbesetzte Linienflugzeuge in das World Trade Center in New York und auf das Pentagon in Washington krachen ließen, hat die Welt aus Fassungslosigkeit vor derart skrupellosem Wahnsinn den Atem angehalten. Was niemand für möglich gehalten hatte, war geschehen: Islamistische Fanatiker erklärten der westlichen Welt den Krieg. Und leiteten damit ein Jahrzehnt ein, das von Blutvergießen, Angst vor weiteren Anschlägen und Vergeltungsdrang geprägt war.

Heute, zehn Jahre später, haben wir gelernt, mit der ständigen Bedrohung durch Terrorismus zu leben. Nicht zuletzt deshalb, weil es Polizei und Geheimdiensten in Deutschland und anderswo bislang gelungen ist, ähnlich verheerende Anschläge wie seinerzeit in den USA zu verhindern. Und deshalb, weil die anfängliche Hysterie einer selbstbewussten Besonnenheit gewichen ist, die nicht so leicht zu erschüttern ist. Die bei aller Betroffenheit überwiegend unaufgeregten Reaktionen nach den schrecklichen Attentaten in Norwegen haben das erst kürzlich gezeigt. Dennoch nagt die Erkenntnis, dass dem Terrorismus allenfalls vorgebeugt, dieser aber nicht verhindert werden kann, weiterhin an unserem Sicherheitsgefühl. Die 9/11-Mörder haben bewiesen: Es gibt keinen unverwundbaren Staat. Wie tief der Stachel, den die Terrorflieger in die Seele der USA gestoßen haben, auch nach zehn Jahren noch sitzt, war jüngst an der amerikanischen Begeisterung über die erfolgreiche Jagd auf Osama bin Laden zu sehen. Trotz der Verachtung für das Werk des Al-Qaida-Führers: Volksfestartige Jubelszenen anlässlich des Todes eines Menschen wirken in einem demokratisch-aufgeklärten Rechtsstaat befremdlich.

Der 11. September 2001 begleitet uns. Mit vergleichsweise banalen Dingen wie etwa dem Umstand, dass in Flugzeugen keine größeren Mengen Flüssigkeit im Handgepäck befördert werden dürfen. Aber auch mit sehr ernsten Konsequenzen, allen voran die Entsendung deutscher Soldaten nach Afghanistan. Bisher hat dieses Sicherheitspaket seinen Zweck erfüllt. Dennoch ist es bedenklich, wenn die Freiheit unter dem Druck der Terrorgefahr leidet. Die Politik ist gefragt, den Bogen zwischen möglichst großer Sicherheit einerseits und möglichst kleiner Belastung selbstbestimmten Lebens andererseits zu spannen. Keine leichte Aufgabe angesichts des Risikos, das seit 9/11 jedem Bürger, jeder Bürgerin bewusst sein muss.