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Glücksfall für Kommunisten

16.04.2012
2023-08-30T12:17:30.7200Z
2 Min

Jean-Luc Mélenchon, der Kandidat der "Linksfront" (einer Wahlallianz aus Kommunisten und Linkspartei) gilt als die Überraschung der Präsidentschaftskampagne 2012. Es ist vielleicht weniger sein traditionell klassenkämpferisches Programm, sondern ein außerordentliches Rednertalent, das von Mal zu Mal mehr Zuhörer in seine Veranstaltungen lockt. Mélenchon begann seinen Wahlkampf als Außenseiter, dem die Umfragen höchstens fünf Prozent voraussagten. Letzte Prognosen reden von fast drei Mal so viel. Damit der Gründer der "Parti de Gauche" nach dem deutschen Vorbild von "Die Linke" als Kandidat für die Kommunisten des Parti communiste français (PCF) nach langem Niedergang ein unverhoffter Glücksfall. Bei der Präsidentschaftswahl 2007 hatte die PCF-Kandidatin knapp zwei Prozent erreicht.

Zu den Hauptthemen der "Linksfront" gehören eine scharfe EU-Kritik mit der Ablehnung des Vertrags von Lissabon und des Fiskalpakts sowie die Forderung nach einer Steuerreform zu Lasten der "Reichen" und der Steuerflüchtlinge. Als Hauptgegnerin attackiert Mélenchon Marine Le Pen, die Kandidatin des rechtsextremen "Front National", die dieselben sozialen Wählerschichten anspricht. Mélenchon beansprucht für sich, bei diesen Wahlen den Vormarsch der fremdenfeindlichen Rechten gestoppt zu haben. Wegen Mélenchons Bemerkungen weigerte sich Le Pen, mit ihm im Fernsehen zu debattieren.

Der 1951 in Tanger (Marokko) geborene Mélenchon hatte seine Politik-Laufbahn als Philosophiestudent in einer trotzkistischen Organisation begonnen, sich dann aber der Parti Socialiste angeschlossen - wie der spätere Premierminister Lionel Jospin, der ihn 2000 als Berufsbildungsminister in seine Regierung holte. Mit seiner wachsenden Popularität wurde der "Linksfront"-Kandidat zu einem Problem für François Hollande, der den Linkswählern einschärfte, "nützlich" zu stimmen, um ein Debakel wie im April 2002 zu vermeiden. Damals schaffte es Jospin wegen der allzu großen Zahl von linken Kandidaten nicht in die Stichwahl.

Der Autor ist Paris-Korrespondent der "taz".