Piwik Webtracking Image

Intellektuelle Wundertüte

BEILAGE Wer "Aus Politik und Zeitgeschichte" liest, kann nicht sagen, er hätte nichts gewusst

27.08.2012
2023-08-30T12:17:36.7200Z
3 Min

Albert Einstein hat es selbst zugegeben: Als es um die größte Frage von allen ging, den Ursprung des Universums, lag er lange völlig daneben. Erst als Edmund Hubbles Observatorium nachweisen konnte, dass alle entfernten Galaxien weiter auseinander streben, gab Einstein das Modell von der Ewigkeit des Universums auf. Keine Überzeugung war für ihn sakrosankt, auch nicht seine eigene. Er kämpfte sein Leben lang gegen den Unverstand und für die aufklärerische Kraft des Wissens.

Nachzulesen ist das im Heft 25-26/2005 der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte" (APuZ) zu Einsteins 50. Todestag. Das Blatt wurde 1953 in Bonn von der Bundeszentrale für Heimatdienst gegründet. Es würde nicht überraschen, wenn es zu Einsteins Lieblingslektüre gezählt hätte.

Denn seit seither versorgt die APuZ mit Hintergrundwissen und Debattenbeiträgen und befähigt den bildungswütigen Bürger, sich kritisch und auf Höhe der Forschung mit historischen, politischen und gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen. Kostenlos und für jeden erreichbar, erscheint sie alle zwei Wochen gedruckt als Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament" und auch online. Eine intellektuelle Wundertüte, die sich stets einem Thema aus verschiedenen Perspektiven nähert und dabei ganz unterschiedliche Autoren und Meinungen zusammenbringt.

Die Redaktion greift aktuelle Diskussionen und Ereignisse auf, und besonders verdienstvoll: Große Aufregerthemen, bei denen die Karawane des öffentlichen Interesses schon wieder weitergezogen ist, setzt die APuZ verlässlich auf Wiedervorlage. Wer sie liest, kann jedenfalls nicht sagen, er hätte von nichts gewusst. Alleine eine Auflistung der bisherigen Hefte dieses Jahres zeigt ihr enormes Spektrum: Griechenland, Nationalsozialismus, Qualitätsjournalismus, Wohlstand ohne Wachstum?, Protest und Beteiligung, Rechtsextremismus, Ungleichheit, Vollbeschäftigung?, Schuldenkrise, Populismus, Europa -um nur einige zu nennen.

Wissensspeicher

Man kann die APuZ als lexikalischen Wissensspeicher nutzen oder sich einfach darin verlieren. So gilt sie inzwischen als eines der wichtigsten Fachjournale im Feld der Sozialwissenschaft, der Politologie und der Zeitgeschichte. Wer sich informieren möchte, wer einen Artikel, eine Seminararbeit, eine Gesetzesvorlage zu verfassen hat - dem sei die Stichwortsuche im Archiv der APuZ empfohlen. Open access -freier Zugang zu Wissen in bester Form!

Wissenschaftler, Gedenkstättenleiter, Schriftsteller, Lehrer, Journalisten, Politiker, Entwicklungshelfer, Unternehmer - sie alle publizieren in der APuZ. Allgemeinverständlich sollen sie schreiben, so lautet die wichtigste Vorgabe der Redaktion. Naturgemäß halten sich manche mehr, andere weniger daran. In der Regel aber öffnen sich die Artikel wirklich dem interessierten Leser. Der idealtypische Beitrag in der APuZ ist wissenschaftlich fundiert, beseitigt Unklarheiten und verweist auf wichtige Fragen zu einer aktuellen Diskussion. Und bei manchem Artikel geht nach dem Erscheinen in der APuZ der Meinungsaustausch zwischen Lesern und Verfassern erst los. Hier liegt auch die einzig wirkliche Veränderung, die man der Zeitschrift wünschen möchte: Dass Debatten über die Artikel, dass Widersprüche, Bekräftigungen, Ergänzungen, kurzum: dass das, was die Texte auslösen, im Heft auch sichtbar abgebildet oder im Internet fortgeführt wird.

Eine der wichtigsten Errungenschaften unserer Demokratie seit 1945 besteht darin, dass sich niemand am politischen Leben beteiligen muss. Das wissen auch die Macher der APuZ, und sie würden diesen Grundsatz sicher verteidigen. Zugleich stemmen sie sich gegen die Unwissenheit, denn die Ignoranz des Menschen ist antastbar.

Albert Einstein hätte jedenfalls seine Freude daran gehabt - daran, die APuZ zu lesen, womöglich hätte er auch für sie geschrieben. Auf jeden Fall hat uns der geniale Denker einen Aphorismus hinterlassen, der als Slogan für die APuZ insgesamt gelten könnte: "Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur darin zurechtfinden."