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Kompromiss für die Praxis

KONSENS Die Bundeszentrale bekommt Regeln für ihre Arbeit

27.08.2012
2023-08-30T12:17:36.7200Z
2 Min

Die 1970er Jahre waren für die staatliche politische Bildung eine Wendezeit. 1973 kam es zu einer Neuorganisation der Führungsspitze der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Bonn. Fortan bestimmte ein parteipolitisch austariertes Dreiergremium ihre Arbeit. Auch Inhalt und Aufgaben der staatlichen politischen Bildung kamen auf den Prüfstand, Selbstverständnis und Ziele wurden in diesen Jahren zum Teil heftig diskutiert. Die bpb beharrte allerdings darauf, dass - wie es in ihrem 1971 eingerichteten Wissenschaftlichen Beirat formuliert wurde - politische Aktion nicht Teil der politischen Bildung sein dürfe. Gleichzeitig allerdings sollte politische Bildung "realitätsbezogener, weniger verklärend und harmonisierend und die Sensibilität für Interessenkonflikte und Macht stärkend" sein.

Wenn auch der Theoriestreit nicht abschließend entschieden wurde, verständigte man sich mit dem im Jahr 1976 formulierten "Beutelsbacher Konsens" auf Regeln für die pädagogische Praxis. Festgeschrieben wurden drei Prinzipien, die bis heute für die politische Bildung hierzulande maßgebend sind: Das Kontroversitätsgebot (Beachtung kontro verser wissenschaftlicher und politischer Positionen im Unterricht), das Überwältigungsverbot (Indoktrinationsverbot) sowie die Befähigung der Schülerinnen und Schüler, die eigenen Interessen in politischen Situationen zu erkennen. In den 1980er Jahren geriet die bpb in ein ruhigeres Fahrwasser. Die Bildungsangebote wurden kontinuierlich fortgeführt, wachsende Bedeutung kam der Zusammenarbeit mit den freien Trägern zu. Das Ostkolleg wurde als Abteilung eingegliedert.

Neue Akteure, neue Themen

Inhaltlich waren die Herausforderungen indes nicht kleiner geworden. Mit der von der Bundeszentrale mit ihren Angeboten begleiteten Ausstrahlung der "Holocaust"-Serie kehrte der dunkelste Abschnitt der jüngeren deutschen Geschichte ins Zentrum ihrer Arbeit zurück. Zudem gab es eine Vielzahl neuer Produkte und Veranstaltungen zu diesem Thema wie die groß angelegte Dokumentation "Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus". Aber auch sonst kannte die politische Bildung keinen Stillstand. Neue politische Akteure wie Bürgerinitiativen und die Neuen Sozialen Bewegungen wurden in den Fokus genommen. Das Themenspektrum bestimmten zunehmend gesellschaftliche und technische Veränderungen wie das heraufziehende Informationszeitalter.