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"Pille danach" wirkt unterschiedlich

24.03.2014
2023-08-30T12:26:11.7200Z
2 Min

GESUNDHEIT II

Die beiden gängigen und verschreibungspflichtigen Wirkstoffe zur Notfallverhütung sind nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hinsichtlich der möglichen Risiken völlig unterschiedlich zu bewerten. So sei der Wirkstoff Levonorgestrel (LNG) schon seit vielen Jahren gut erforscht und habe überhaupt nur in zwei dokumentierten Fällen zu einem Verdacht unerwünschter Nebenwirkungen geführt, sagte Behördenpräsident Walter Schwerdtfeger vergangene Woche im Gesundheitsausschuss. Beim Wirkstoff Ulipristalacetat hingegen sei die Datenbasis weniger gut. Zudem gebe es hier starke Hinweise auf unerwünschte Wirkungen.

Das BfArM befürwortet - anders als das Bundesgesundheitsministerium - die Entlassung des Wirkstoffes LNG aus der Rezeptpflicht, um insbesondere jungen Frauen die Chance zu geben, schnell an das Notfallpräparat zu kommen. Beide hormonhaltigen Arzneimittel können noch Tage nach dem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhindern.

Schwerdtfeger sagte, es handele sich gleichwohl um zwei unterschiedliche Präparate. Während bei LNG der Wirkmechanismus klar auf eine Empfängnisabwehr gerichtet sei, deuteten die vorliegenden Daten im Fall Ulipristalacetat darauf hin, dass dieses Mittel auch wie eine Abtreibungspille wirken könne. Eine Freigabe von Ulipristalacetat befürworte die Behörde derzeit nicht.

Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht beim BfArM hatte sich laut Schwerdtfeger schon 2003 mit LNG befasst. Damals habe die Behörde eine Freigabe aber noch nicht befürwortet, weil zu wenige Daten vorgelegen hätten. Inzwischen könne im Fall LNG festgestellt werden, dass es "ein minimales Risiko unerwünschter Wirkungen" gebe. Wie die Tests weiter zeigen, vermindert sich die Wirksamkeit der Notfallverhütung bei einem Körpergewicht von 75 bis 80 Kilo. Je eher die Mittel nach dem Sex genommen werden, um wirksamer sind sie.

Auch auf EU-Ebene wird über die Rezeptpflicht für die Notfallverhütung debattiert. Laut Schwerdtfeger steht im Mai eine neue Befassung an. Die Notfallverhütung mit dem Wirkstoff LNG ist in vielen europäischen Ländern rezeptfrei. Das BfArM werde sich auf jeden Fall dafür einsetzen, dass Ulipristalacetat rezeptpflichtig bleibe, sagte der Behördenchef.