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Chancen von Migration

ENTWICKLUNG Experten unterstreichen Potentiale für Europa und für Herkunftsländer

10.06.2014
2023-08-30T12:26:15.7200Z
3 Min

Experten betonen die Chancen, die in der Migration aus Entwicklungsländern liegen - für Europa und auch für die Herkunftsländer selbst. Das zeigte sich vergangene Woche in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Der Geograph Martin Doevenspeck (Universität Bayreuth) machte deutlich, dass der Vielzahl von Mythen zum Thema Migration durch Aufklärung begegnet und das Potential von Migration viel stärker herausgestellt werden könnte. Tatsache sei, dass die meisten der in Europa lebenden Migranten aus Afrika legal eingereist seien. "Die Migration wird zunehmen" , sagte Doevenspeck. Eine Verhinderung könne nicht das Ziel sein: "Ökonomische Entwicklung in ärmeren Ländern gibt den Menschen dort mehr finanzielle Mittel für Mobilität und führt zu grundsätzlich mehr, nicht zu weniger Migration".

Flüchtlingshilfe

Hans ten Feld, der als Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) in Deutschland auf die Lage von Flüchtlingen unter den Migranten einging, machte deutlich, dass die meisten der derzeit weltweit 45 Millionen Menschen auf der Flucht vor Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen, Krieg und Bürgerkrieg nicht weit von ihrer Heimat als Binnenflüchtlinge beziehungsweise in den Nachbarländern Schutz suchten.

Asylanträge

Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Manfred Schmidt, machte in seiner Stellungnahme deutlich, dass 60 Prozent der Zuwanderer in Deutschland heute aus der EU stammten, während die Zuwanderung aus Entwicklungsländern seit Mitte der 1990er Jahre tendenziell gesunken sei. Die Zahl der Anträge auf Asyl in der Bundesrepublik nehme derzeit zu - im Jahr 2013 waren es nach Schmidts Angaben 127.000 Erst- und Folgeanträge, die vom BAMF entgegengenommen worden seien, für das laufende Jahr prognostiziert seine Behörde rund 200.000 Erst- und Folgeanträge (siehe auch Seite 9).

Alassane Dicko von der Assoziation der Abgeschobenen Malis (AME) kritisierte ein in den vergangenen Jahren rigider gewordenes Einwanderungsregime in Europa: In den 1950er bis 1970er Jahren sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass malische Migranten in Europa gearbeitet hätten - und zum überwiegenden Teil auch wieder zurückgekehrt seien. "Gerade Migranten, die am besten im Zielland integriert sind, sind am ehesten bereit zurückzukehren" und sich in ihrem Heimatland zu engagieren, sagte Dicko.

Von dieser Erfahrung berichtete auch Peter Bonin von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): "Integration und entwicklungspolitisches Engagement sind zwei Seiten derselben Medaille." Der deutsche Ansatz habe sich deutlich verbreitert und konzentriere sich zusätzlich auf Themen wie Migrationspolitikberatung für Partnerländer oder auch entwicklungsorientiere Arbeitsmobilität.

Klimaflucht

Auf den Aspekt klimabedingter Migration machte Julia Duchrow (Brot für die Welt) aufmerksam: Es sei wenig ratsam, die Genfer Flüchtlingskonvention aufzuschnüren, um klimabedingte Ursachen von Flucht anzuerkennen. Stattdessen bräuchte es neue völkerrechtliche Instrumente, die auch die Binnenflucht und ganz allgemein solche Migration "als legitime Anpassung an den Klimawandel" anerkennen würden. Duchrow begrüßte zudem, dass sich die Bundesregierung den Herausforderungen und Chancen durch Migration zunehmend ressortübergreifend stelle. Bisher sei das Thema vor allem "durch die innenpolitische Brille" gesehen worden.