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Angelesen

07.07.2014
2023-08-30T12:26:17.7200Z
3 Min

Die Erfahrung lehrt: Wenn Journalisten Bücher schreiben, korrespondiert die dabei erreichte literarische Qualität nicht zwangsläufig mit den ausgewiesenen Fähigkeiten der angestammten Profession. Auf den ersten, flüchtigen Leseeindruck ist das auch bei Alfred Hackensbergers Werk "Letzte Tage in Beirut" so, das selbstbewusst als Thriller firmiert. Der Autor, Nordafrika-Korrespondent deutschsprachiger Medien, setzt aus einzelnen schemenhaften Sequenzen nur mühsam eine nachvollziehbare Collage zusammen. Das Taschenbuch ist zudem gewöhnungsbedürftig zu lesen, auch, weil Hackensberger stilistisch darauf verzichtet, direkte Rede als solche kenntlich zu machen.

Dass sich nach der Lektüre dann doch ein Gefühl des Erkenntnisgewinns einstellt, ist vor allem dem verhandelten Thema geschuldet. Es geht um das im Frühjahr 2005 in Beirut tatsächlich verübte tödliche Bombenattentat auf Libanons einstigen Premierminister Rafik Hariri. Dabei kommen mehr als 20 Menschen ums Leben, im Buch auch die Frau des deutschen Korrespondenten Klaus Steinbacher.

Hackensberger beschreibt, wie der Ehemann versucht, sein Trauma zu verarbeiten. Dabei wird über die Hintergründe und Verursacher des Selbstmordanschlages, der umgehend nach der Tat mit Syrien in Verbindung gebracht wird, spekuliert. Könnten aber nicht auch Israel oder westliche Staaten dahinterstecken? Geschildert werden Auftragsmorde, atemstockende Gleichgültigkeit beim Töten, die Rolle des Drogenkonsums, skrupellose Intrigen.

Hackensberger mischt wahre Begebenheiten und teils gewagte Thesen kühn, mitunter wild durcheinander. Gelegentlich hat der geneigte Leser Mühe, sich zurechtzufinden und der Handlung stringent zu folgen. Zu guter Letzt bleibt die Botschaft, dass es im Nahen Osten keine einfachen Wahrheiten gibt. Die Region ist im Sinne des Wortes ein Pulverfass. Damals wie heute. Jörg Biallas z

Alfred Hackensberger: Letzte Tage in Beirut. Thriller

Edition Nautilus, Hamburg 2014; 160 S., 12,90 €

Wir schreiben das Jahr 2011. Die arabische Welt ist in Aufruhr: In Ägypten, vor allem auf dem Tahrir-Platz in Kairo, gibt es Massenproteste, die zum Rücktritt des langjährigen Staatspräsidenten Muhammad Husni Mubarak führen, in Libyen tobt ein Bürgerkrieg, Staatschef Muammar al-Gaddafi wird erschossen und der tunesische Machthaber Zine el-Abidine Ben Ali flieht ins Ausland.

Auch in der Welt der Geheimdienste bleibt nichts so wie es war: Auf der von Julian Assange gegründete Enthüllungsplattform WikiLeaks werden unzählige geheime Dokumente veröffentlicht. Sogenannte Whistleblower setzen ihre Freiheit und ihr Leben aufs Spiel, um das Handeln der Staaten transparent zu machen.

Vor diesem politischen und geographischen Hintergrund konstruiert der amerikanische Krimi-Autor Olen Steinhauer in seinem neuesten Werk "Die Kairo-Affäre" einen rasanten Politthriller über den Machtkampf in der arabischen Welt, um Liebe und natürlich um Verrat.

Dabei beginnt der Krimi in Ungarn: Der amerikanische Vizekonsul Emmet Kohl wird in einem Budapester Restaurant vor den Augen seiner Frau Sophie erschossen. Ein CIA-Analytiker mit libyschen Wurzeln verschwindet spurlos. Kurz darauf wird ein zweiter Diplomat ermordet, diesmal in Kairo. Sophie vermutet die Drahtzieher des Mordes an ihrem Mann in Kairo und will sie ausfindig machen. Währenddessen arbeitet der CIA fieberhaft daran, eine außer Kontrolle geratene Operation zu vertuschen. So kommen nach und nach die Geschehnisse ans Licht und die Puzzleteile fügen sich Stück für Stück zu einem stimmigen Gesamtbild.

Der Autor Olen Steinhauer, der vor allem mit dem Thriller "Der Tourist" bekannt wurde, festigt auch mit diesem Werk seinen Ruf als Meister des temporeichen und anspruchsvollen Politthrillers. Spannend bis zur letzten Seite kann "Die Kairo-Affäre" empfohlen werden.

Olen Steinhauer

Die Kairo-Affäre

Blessing 496 S., 19,99 €