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EDITORIAL : 99 Cent das Kilo

13.11.2017
2023-08-30T12:32:29.7200Z
2 Min

Die Ananas aus Costa Rica für 1,29 Euro das Stück. Ein Kilo Schweinekoteletts zu 3,99 Euro. Rote Paprika aus Spanien für 1,49 Euro, italienische Clementinen für 99 Cent das Kilo. Dieser Auszug aus den Sonderangeboten deutscher Supermärkte wirft Fragen auf: Was bedeutet es für die landwirtschaftliche Produktion, wenn Lebensmittel zu Schleuderpreisen verscherbelt werden? Wie können Clementinen für weniger als ein Euro das Kilo in Italien angepflanzt, geerntet, verpackt und nach Deutschland verfrachtet werden? Welche Auswirkungen hat das auf die Produktionsbedingungen? Und schließlich: Erreicht den Verbraucher angesichts solcher Niedrigpreise noch eine passable Qualität?

Es hat lange gedauert, bis diese Fragen ins Bewusstsein der Konsumenten gedrungen sind. Jahrzehntelang waren die Preise beim Einkauf entscheidend: Hauptsache billig, woher die Lebensmittel kamen, wie sie produziert worden sind, war den meisten Kunden egal.

Das hat sich geändert. Immer mehr Konsumenten sind bereit, für ordentliche Qualität, für fair gehandelte Waren, für Produkte aus der Region, für ökologisch hergestellte Lebensmittel einen angemessenen Preis zu zahlen. Diese Entwicklung hat die Landwirtschaft verändert. Viele Bauern produzieren inzwischen nach Bio-Normen und finden einen Markt bei Menschen, die auf ihre Ernährung achten.

Es wäre freilich falsch, im Umkehrschluss der herkömmlichen Landwirtschaft Sorglosigkeit zu unterstellen. Auch dort wird gewissenhaft gearbeitet, fraglos bringen Großbetriebe ebenfalls ordentliche Lebensmittel in die Läden (siehe Kommentare auf S. 2). Zur Wahrheit gehört außerdem: Längst nicht jede Familie kann es sich leisten, im Biomarkt statt beim Discounter einzukaufen. Deshalb ist es wichtig, dass staatliche Kontrollen überall Qualität garantieren. Denn weltweiter Lebensmittelhandel birgt Risiken für den Verbraucher, der nicht wissen kann, ob der Wein aus Neuseeland oder die Bananen aus Ecuador mit bedenklichen Chemikalien behandelt worden sind.

Wie in kaum einer anderen Branche ist die Landwirtschaft für die Gesundheit ihrer Kunden verantwortlich. Im Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit, gewinnbringend zu produzieren, und dem Anspruch, gute Ware zu liefern, ist das eine große Herausforderung.