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Vorsorge : »Riestern« ist teuer

Hohe Provisionen drücken auf die Rendite

03.09.2018
2023-08-30T12:34:34.7200Z
2 Min

Den Kürzungen des gesetzlichen Rentenniveaus mit privater Vorsorge entgegenzuwirken war die Ansage der rot-grünen Koalition um die Jahrtausendwende. Heraus kam die "Riester-Rente", benannt nach Ex-Finanzminister Walter Riester (SPD). Ihre Bilanz fällt durchwachsen bis schlecht aus. Zwar stieg die Zahl der Verträge bei Banken, Versicherungen, Investmentfirmen oder zu Wohnzwecken von 12,3 Millionen (2008) auf 16,5 Millionen Ende 2016, aber seitdem stagniert sie. Hinzu kommt, dass jeder fünfte Vertrag von den Sparern nicht mehr bedient wird.

Dass die private Vorsorge nicht vorankommt, hat Gründe. Der wichtigste: Riestern lohnt sich für weite Teile der Bevölkerung nicht. Zwar gibt es vom Staat Zulagen (175 Euro und für jedes Kind bis zu 300 Euro im Jahr). Somit wird "Riestern" vor allem für Familien empfohlen: "Am meisten profitieren Familien mit drei oder mehr Kindern wegen der hohen Kinderzulagen", heißt es im "Finanztip". Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft bestätigt, dass sich "Riestern" für junge Leute, Geringverdiener und Personen ohne gesichertes Einkommen weniger lohnt, da in diesen Fällen auch die zusätzlich zu den Zulagen gewährten steuerlichen Vorteile zusammenschrumpfen.

Die Verbraucherzentrale (Bundesverband) hatte im vergangenen Jahr Riester-Verträge untersucht: Ergebnis: Man sei angesichts der Kosten weit davon entfernt, "ausreichend Kapital für die private Absicherung neben der gesetzlichen aufzubauen", kritisiert die Leiterin des Verbraucherzentrale-Finanzmarktteams, Dorothea Mohn. Bestätigt wird das Problem der hohen Kosten auch vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in einem Gutachten: Es gebe "keine Marktransparenz". Die Vertragsmodelle sind so komplex, dass "ein Kostenvergleich selbst für Fachleute beinahe unmöglich" sei, sagen die Sachverständigen.

Diese Kosten sind für Finanzprodukte enorm. Im Altersvorsorgebericht werden sie mit zehn Prozent der eingezahlten Beiträge angegeben. Das heißt: Wer 100 Euro im Monat in einen solchen Vertrag einzahlt, muss im Jahr mit 120 Euro Verwaltungskosten rechnen. Die Bundesregierung hält diesen Kostenblock, der zum Teil für Provisionen für Vertreter und Vertriebsfirmen wie die frühere "AWD" des Unternehmers Jürgen Maschmeyer draufgeht, für "angemessen und sachgerecht". Hinzu kommt die gegenwärtige Nullzinsphase, die auf die Renditen auch der Riester-Produkte drückt.

Grünen- und CDU-Politiker in Hessen schlagen einen Neustart der privaten Altersvorsorge mit einem staatlichen "Deutschlandfonds" vor. Vorbild ist Schweden, wo es einen staatlichen Aktienfonds und einen Rentenfonds (mit Anleihen) gibt. Alle schwedischen Arbeitnehmer werden zu Fondssparern - es sei denn, sie widersprechen.