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Aufgekehrt : Rot-Gelb an der Fleischtheke

12.08.2019
2023-08-30T12:36:25.7200Z
2 Min

Im Sommerloch tun sich die interessantesten Konstellationen auf: Wer hätte denn gedacht, dass einst sozialistische Linke und die neoliberale FDP Seit' an Seit' zur Verteidigung des kleinen Mannes und der kleinen Frau marschieren. Für die eigentlich so gegensätzlichen Lager ist klar: Die Vorschläge zu einer Mehrwertsteuererhöhung für Fleisch gehen gar nicht. Klassenkampf von oben, rufen da die einen, Feuer und Flamme nicht nur dem Grill, sondern auch der Repression in Form von Mwst.-Klima-Aufschlag, würde die Steuer doch vor allem jene treffen, die ohnehin schon wenig im Portmonee haben. Das revolutionäre Subjekt, das die politische Linke schon seit langem sucht, aber nicht findet, wird es gar an den Tiefkühltruhen der Discounter geboren? Allerdings suchen dort auch die Liberalen nach Freiheitskämpfern. Jenen, die beherzt auch in billiges Fleisch beißen wollen. Klar, der klassische FDP-Wähler hat Weber-Grill, Beef-Abo und Irish Black Angus Filet, aber es geht um's Prinzip, um die Freiheit. Liberté, Égalité, Fleischbeilagé.

Nun bewegt die Volksvertreter nicht nur, was die Wähler auf den Grill, in die Pfanne oder in den Thermomix hauen, sondern auch, was im Hohen Haus selbst auf den Tisch kommt. Zumindest zwei Abgeordnete nutzten die sitzungsfreie Zeit, um die Speisepläne der diversen Restaurants im Parlament zu studieren. Ihr Fazit: viel zu wenig Zutaten aus Deutschland und damit zu wenig Wertschätzung für deutsche Bauern. Das soll sich ändern, fordern sie, und damit können sich Abgeordnete und Mitarbeiter quasi schon auf die nächste kulinarische Themenwoche in der Kantine freuen: "Cuisine Alman - Kartoffelauflauf à la Krauts für alle". Sören Christian Reimer