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Vor 35 Jahren... : Fälscher vor Gericht

12.08.2019
2023-08-30T12:36:25.7200Z
1 Min

21.8.1984: Prozess um Hitler-Tagebücher. "Dem ,Stern' ist die größte journalistische Leistung der letzten Zeit gelungen", sagte Chefredakteur Peter Koch am 25. April 1983. Wenige Tage später war daraus der wohl größte Journalismus-Skandal der Bundesrepublik geworden. Am 6. Mai widersprachen Bundeskriminalamt und Bundesanstalt für Materialprüfung früheren Gutachten und teilten mit, dass die angeblichen Hitler-Tagebücher Fälschungen sind. Angefertigt von dem Militariahändler Konrad Kujau, der Redaktion untergejubelt von Reporter Gerd Heidemann. Der Verlag "Gruner + Jahr", in dem der "Stern" erscheint, hatte für alle 60 Tagebücher über neun Millionen D-Mark gezahlt. Am 21. August 1984 begann in Hamburg der Prozess gegen Fälscher und Reporter.

Zum Auftakt kamen rund 80 Journalisten aus aller Welt. Kujau erschien früh und gab Interviews. Insgesamt waren 62 Zeugen und acht Sachverständige geladen. Die Anklageschrift umfasste 165 Seiten. Doch am ersten Tag wurde nicht viel verhandelt: Die Verteidigung hatte einen Befangenheitsantrag gegen Gericht und Staatsanwaltschaft gestellt, woraufhin die Verhandlung vertagt wurde. Nach 93 weiteren Verhandlungstagen fiel elf Monate später, im Juli 1985, das Urteil. Heidemann wurde wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und acht Monaten, der geständige Kujau zu vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. Wo die Millionen von "Gruner + Jahr" geblieben sind, konnte nicht restlos geklärt werden. 2013 übergab der Verlag alle gefälschten Hitler-Tagebücher an das Bundesarchiv in Koblenz. Benjamin Stahl