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Vor 30 Jahren... : Heftige Kritik aus Ost-Berlin

26.08.2019
2023-08-30T12:36:26.7200Z
1 Min

11.9.1989: DDR spricht von "Menschenhandel" Es waren versöhnliche Worte zwischen zwei Staaten, die in den vergangenen Jahren eher selten an einem Strang zogen - eine Rückbesinnung auf das historisch Verbindende: Mitte August dankte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Ungarn für deren Unterstützung bei der Öffnung der Grenzen 1989 und der folgenden deutschen Einheit. Anlass war der 30. Jahrestag der ersten Massenflucht von DDR-Bürgern über die ungarische Grenze nach Österreich. Dass Budapest den DDR-Bürgern die Ausreise in den Westen ermöglichte, rief 1989 vor allem in Ost-Berlin heftige Kritik hervor. Am 11. September sprach das DDR-Regime gar von "organisiertem Menschenhandel". Am selben Tag trafen Tausende Flüchtlinge aus der DDR in Bayern ein.

Der Schritt Ungarns, so war in DDR-Zeitungen zu lesen, sei eine "illegale Nacht- und Nebelaktion" gewesen und eine "Verletzung völkerrechtlicher Verträge". Der ungarische Außenminister Gyula Horn hielt dagegen: Die mit den sozialistischen Ländern geschlossenen Verträge über Ausreisen seien "überholt" und "schädlich für Ungarn", sagte er in einem Interview. Lob kam aus der Bundesrepublik. Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) nannte die ungarische Erlaubnis zur Ausreise der DDR-Bürger ein Beispiel für "menschliche Politik". Ost-Berlin blieb bei seiner Haltung. Noch eine Woche später warf man Bonn vor, mit Versprechungen, Verlockungen und psychologischem Druck unverhüllt DDR-Bürger abgeworben zu haben. Benjamin Stahl