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Parlamentarisches Profil : Die Klimaschutzexpertin: Lisa Badum

18.11.2019
2023-08-30T12:36:31.7200Z
3 Min

Lisa Badum spendierte letzte Woche einen Dankeschön-Nachmittag im Büro. Die Debatte rund um das Klimapaket der Bundesregierung und das Erstellen eigener Konzepte haben dem Team der klimapolitischen Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen Akkordarbeit beschert. Vorläufiger Höhepunkt: die Auseinandersetzung im Umweltausschuss.

Am Vorhaben von Regierung und Koalitionsfraktionen lässt die Politikwissenschaftlerin kein gutes Haar. Als wichtigsten Kritikpunkt streicht sie heraus, "dass die Klimaziele nicht erreicht werden". Nur ein Drittel der nötigen Einsparungen an Treibhausgasen würden erreicht. Hauptgrund dafür sei, dass sich Union und SPD "zu sehr auf die Verbraucherinnen und Verbraucher kapriziert haben, aber sehr wenig auf Industrie und Wirtschaft".

Zudem fehle beim Klimapaket die soziale Balance. Wer über geringe Mittel verfüge, werde stärker belastet als der Spitzenverdiener. Die Einnahmen würden nicht vollständig zurückgegeben: 19 Milliarden Euro bis 2023 würden erwartet. Lediglich 7,7 Milliarden davon sollten an die Bevölkerung zurückfließen - durch Entlastungen bei der EEG-Umlage und eine Erhöhung der Pendlerpauschale: "Alles andere wandert in den Energie- und Klimafonds." Gerade die Sache mit der Pendlerpauschale sei überdies nicht ausgewogen: "Sie kommt den Leuten zugute, die viel von der Steuer absetzen können."

Die "Geschlechterdemokratie", wie sie sagt, hat die 36-Jährige den Weg in die Politik gehen lassen. 2005 trat sie bei den Grünen ein. Nach wie vor sei sie engagierte Feministin, aber in der Bundestagfraktion nicht mehr aktiv mit Frauenpolitik befasst. Bevor sie 2017 im Wahlkreis Bamberg/Forchheim kandidierte und auf Platz elf der bayrischen Landesliste in den Bundestag einrückte, war sie "verstärkt für die Energiewende unterwegs". So arbeitete sie in ihrer Heimatstadt Forchheim für den Ökostromanbieter "Naturstrom". Der Klimaschutz sei zu ihrem "Herzensthema" geworden.

Dazu entdeckte sie ihr Faible für die Kommunalpolitik. Seit 2008 ist sie Mitglied des Forchheimer Kreistags. Beides, die Arbeit in Berlin und in Franken, mache ihr "sehr großen Spaß", versichert sie: "Für mich ist die Verankerung in der Lokalpolitik extrem wichtig." Sie helfe "zum Verständnis, dass wir in Berlin nicht nur irgendetwas beschließen, sondern dass es Auswirkungen hat".

Die Verknüpfung beider Aufgaben sei eben das Interessante. Ihr Beispiel ist eine "Ortsumgehung, die sehr teuer ist und sehr naturverschandelnd sein wird". Sie will sich dafür einsetzen, dass Projekte wie dieses aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen und die Mittel anders eingesetzt werden - für besseren ÖPNV und Radverkehr. Mit Blick auf Klima und Umwelt komme das "am Ende auch meinem Wahlkreis und vielen anderen zugute".

Was sie auf lokaler Ebene "außerordentlich umtreibt", sei die Transformation in der Automobilbranche: "In Bamberg hängen über 20.000 Arbeitsplätze an der Automobilproduktion." Davon arbeiteten 7.000 Beschäftigte in der Einspritzpumpen-Fertigung bei Bosch: "Die merken den Dieselskandal aktuell schon sehr stark." Für die Politik vor Ort dränge sich die Frage auf, wie sich die Region anders aufstellen könne - durch Ansiedlung von Medizintechnik zum Beispiel.

Bleibt ihr noch Zeit für Hobbys? Ja, sagt Lisa Badum: Griechenland. Ein Jahr lang hat sie in Thessaloniki studiert. Seitdem hängt sie an dem Land, pflegt private Verbindungen. Dafür hat sie im Übrigen durchaus das Flugzeug genutzt - zwischen Wahlkreis und Hauptstadt aber nur die Bahn, wie sie betont. Im Bundestag gehört sie zu denjenigen, die die deutsch-griechischen Parlamentsbeziehungen fördern.

Außerdem lese sie gerne. Vorm Einschlafen steckt sie die Nase in Romane, gerne über spannende Frauenschicksale. Zu ihren Lieblingsautorinnen gehört die Italienerin Elena Ferrante. In der Hauptstadt ist sie meist, aber nicht nur im Regierungsviertel unterwegs: "Berlin hat Einzigartiges zu bieten, wie die freie Performance- und Theaterszene. Dort sehe ich mir gerne Gruppen wie 'Turbo Pascal' an."