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Aufgekehrt : Virologe des Punkrocks

20.07.2020
2023-08-30T12:38:20.7200Z
2 Min

Punk - das stand einmal für "Fuck the System", Bier, bunte Haare und Chaos-Tage in Hannover. Heute singen Punks eine Ode auf einen deutschen Virologen. Vergangene Woche veröffentlichte die Berliner Band ZSK einen Song über Christian Drosten und das ist zumindest erklärungsbedürftig. Denn der Lockenkopf des Lockdown ist das personifizierte Kontaktverbot und die Spaßvollbremsung der viralen Gesellschaft. #stayathome und Händewaschen retten Leben - aber so haben doch früher auch die Eltern geredet, gegen die man doch immer noch rebelliert. Und mit einem punkigen Verständnis von Arbeitsethik wird man auch nicht zu einem weltweit gefragten Virologen.

Drosten ist für die Punker aber vor allem deshalb anschlussfähig, weil er sich mit der "Bild" angelegt hatte. "Ich habe Besseres zu tun", heißt der Song und so lautete auch der Kommentar des Virologen auf Twitter auf eine Anfrage aus der Redaktion, die sich an seiner Studie abarbeitete.

Andere Ärzte aus Berlin, die aber keine Mediziner sind, hielten dem Blatt einst vor, es bestünde nur aus "Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht", wie es in einem Song der Alt-Punker heißt. Deren langjährige Fans sind aber heute auch eher arriviert als anarchistisch. In diesem tendenziell gutbürgerlichen SZ-Zeit-taz-Biotop kommt Kritik am wutbürgerlichen Boulevard natürlich gut an. Und Drosten sowieso. Wie einst die Eltern für Dr. Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik schwärmten, so tagträumten, glaubt man dem Internet, recht viele Menschen in Selbstquarantäne beim Hören des täglichen Podcasts des Virologen vor sich hin - Drosten-Fieber. Aber um mit den Ärzten (die Band) zu fragen: Ist das noch Punkrock? Sören C. Reimer