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RISIKOANALYSE : Szenario einer Pandemie

Eine Warnung von 2012 ist sehr aktuell

20.07.2020
2023-08-30T12:38:20.7200Z
2 Min

Ein neuartiges Virus, das von Asien eingeschleppt wird, ein überlastetes Gesundheitssystem und sechs Millionen Infizierte in Deutschland innerhalb von 300 Tagen: Die 2012 erstellte Risikoanalyse des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BBK) unter fachlicher Leitung des Robert-Koch-Institutes zeigt detailliert den Verlauf einer Pandemie auf und ist damit so aktuell wie nie. "Nachdem die erste Welle abklingt, folgen zwei weitere, schwächere Wellen, bis drei Jahre nach dem Auftreten der ersten Erkrankungen ein Impfstoff verfügbar ist", heißt es darin. Obwohl die laut Infektionsschutzgesetz und Pandemieplänen vorgesehenen Maßnahmen schnell umgesetzt würden, "kann die rasche Verbreitung des Virus aufgrund des kurzen Intervalls zwischen zwei Infektionen nicht effektiv aufgehalten werden".

"Die Analyseergebnisse sollen als Informations- und Entscheidungsgrundlage dienen und Anhaltspunkte für eine risiko- und bedarfsorientierte Vorsorge- und Abwehrplanung im Zivil- und Katastrophenschutz geben", erklärte das Bundesinnenministerium (BMI). Die Risikoanalyse wurde nach 2012 nicht aktualisiert. Eine Fortschreibung von bereits betrachteten Szenarien erfolgte nicht, erklärte ein Sprecher.

Dennoch sollten sie den Gesundheitsbehörden als Handlungsgrundlage dienen - auch in der Corona-Pandemie. Sie zeigen, die Behörden hätten gewarnt sein müssen und sich viel schneller auf ein einheitliches Handeln verständigen können. Der Covid-19-Erreger ist zwar neu, doch aus dem Verlauf von Pandemien lassen sich allgemein gültige Erkenntnisse ziehen.

2012 wurde das Szenario einer Pandemie mit einem fiktiven Erreger als eine der anzunehmenden Gefahren für Deutschland eingeordnet. Das BBK stellt allerdings klar, der hypothetische Verlauf einer Pandemie werde aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen beschrieben. Die Risikoanalysen stellten also keine Vorhersage dar.

In dem Szenario geht es um die weltweite Verbreitung eines Sars-Virus, der von Reisenden aus Asien nach Deutschland gebracht wird und hoch infektiös ist. Anders als bei der Covid-19-Pandemie wird Deutschland durch die schnelle Verbreitung regelrecht überrascht. Die Weltgesundheitsorganisation hatte noch keine offizielle Warnung ausgegeben. Die Studie geht von drei Wellen mit insgesamt 29 Millionen Infizierten aus. Die Experten mahnen, dass die Schutzmaßnahmen nicht nachlassen dürften, auch wenn sich das Infektionsgeschehen verlangsamt.

Das BBK erarbeitet regelmäßig Analysen über mögliche Gefahren und deren Wahrscheinlichkeit. Sie werden unter Leitung des BMI erstellt und als Bundestagsdrucksachen (Analyse von 2012: 17/12051) veröffentlicht.