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Flaggengeschichte : Ein Zufall bescherte Deutschland seine Fahne

Schwarz-rot-goldene Uniformfarben der Studenten in Jena wurden zum Einheitssymbol

04.01.2021
2023-11-13T09:51:14.3600Z
2 Min

Ein Zufall hat Deutschland seine Farben beschert. Das Lützowsche Freikorps, das unter preußischem Kommando gegen Napoleon kämpfte, trug schwarze Uniformen mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen. Aus dem Krieg zurückgekehrte Studenten, die 1815 in Jena die erste Burschenschaft gründeten, behielten diese Uniformen bei und machten deren Farben, die sie auch für die des alten Reiches hielten, zu den ihren. Verbittert darüber, wie Napoleon deutsche Landesfürsten für seine Zwecke hatte einspannen können, forderten die Burschenschafter die deutsche Einheit. Zugleich waren sie inspiriert von der Französischen Revolution, weshalb die Farben Schwarz, Rot und Gold bald in Gestalt einer Trikolore auftauchten, einer Fahne mit drei Bahnen. Anfang März 1848 machte der Bundestag in Frankfurt, die Gesandtenversammlung der deutschen Staaten, der zunehmend unruhigen Bürgerschaft ein taktisches Zugeständnis, indem er die zuvor verbotene schwarz-rot-goldene Trikolore zur Flagge des bisher flaggenlosen Deutschen Bundes erklärte.

Preußens Fahne Der Deutsche Bund zerfiel im Krieg 1866, und der neue Norddeutsche Bund gab sich eine Trikolore, in der das Schwarz-Weiß Preußens und das Weiß-Rot der Hansestädte zu Schwarz-Weiß-Rot verschmolzen. Dabei blieb es 1871, als nach dem Beitritt der deutschen Staaten außer Österreich, Liechtenstein und Luxemburg das Deutsche Reich wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte die Weimarer Republik zur älteren Trikolore zurück. Wie kontrovers die Entscheidung war, zeigt allein der Name "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" des Kampfverbandes von SPD, Zentrum und DDP, der gegen demokratiefeindliche Milizen wie SA und Roten Frontkämpfer-Bund antrat. Der Weimarer Flaggenstreit tobte, bis 1933 wieder die schwarz-weiß-rote Trikolore wehte, ergänzt und ab 1935 ersetzt durch die schwarz-weiß-rote Hakenkreuzfahne.

Für die Zeit nach Hitler entwarf Josef Wirmer vom Widerstandskreis des 20. Juli 1944 eine Flagge mit skandinavischem Kreuz in Schwarz und Gold auf rotem Grund, mit der er rechte wie linke Nazigegner einzubinden hoffte. Nach dem Krieg konnte sich der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee nur auf die Farben einigen, erst der Parlamentarische Rat in Bonn entschied gegen eine von Konrad Adenauer vorgeschlagene Variante der Wirmer-Flagge und für die Trikolore. Ins Grundgesetz schrieb er lediglich: "Die Bundesflagge ist schwarz-rot-gold" (Art. 22). Für manch Nationalgesinnten blieb Schwarz-Rot-Gold noch lange ein rotes Tuch. Die Wirmer-Flagge ist seit einiger Zeit auf Demonstrationen zu sehen.

Auch in der Sowjetischen Besatzungszone war die Flaggenfrage zunächst offen. Deutsche Kommunisten hätten, wie schon 1919, am liebsten die Rote Fahne gesehen. Die Sowjetunion favorisierte jedoch das Schwarz-Weiß-Rot, das sich die von ihr gelenkte Widerstandsgruppe "Nationalkomitee Freies Deutschland" angeeignet hatte. Für die Bündnispolitik der SED erschien dann aber Schwarz-Rot-Gold zweckmäßiger. So kam es, dass ab 1949 beide deutsche Staaten identische Flaggen hatten, bis die DDR 1959 ihr Staatswappen, Hammer und Zirkel im Ährenkranz, einfügte. In der Wendezeit 1989/90 schnitten Demonstranten das Emblem einfach heraus.