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Foto: DBT/Thomas Truschel/photothek
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (links), die Holocaust-Überlende Eva Szepesi (Mitte) und Sportjournalist Marcel Reif vor dem Schriftzug #WeRemember vor dem Reichstagsgebäude.

Eva Szepesi und Marcel Reif sprechen : Generationenübergreifendes Erinnern im Bundestag

Die generationenübergreifende Aufarbeitung des Holocaust steht im Mittelpunkt der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus am 31. Januar im Bundestag.

25.01.2024
2024-02-09T14:52:01.3600Z
2 Min

Ein Hashtag, zehn Buchstaben auf elf Metern Länge: Vor dem Berliner Reichstagsgebäude prangt wieder der beleuchtete Schriftzug #WeRemember. Jedes Jahr am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, rufen der Jüdische Weltkongress und die Unesco dazu auf, sich mit Fotos und Videos am digitalen Erinnern in den sozialen Medien zu beteiligen.

Doch nicht nur vor dem Reichstagsgebäude, auch in ihm wird die Weitergabe von Erinnerungen an die nationalsozialistische Verfolgung in Familie und Gesellschaft in der kommenden Woche ein Thema: Die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus am Mittwoch, 31. Januar 2024 widmet sich in diesem Jahr der generationenübergreifenden Aufarbeitung: Gastredner sind die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi, die als Kind das Vernichtungslager Auschwitz überlebte, und der Sportournalist Marcel Reif. Reif spricht für die sogenannte zweite Holocaust-Generation, sein Vater überlebte die Shoah.

Das Schweigen brechen

Beide Redner verbindet die Erfahrung, lange Zeit selbst oder in der Familie nicht über die Erlebnisse in und mit dem Holocaust gesprochen zu haben. Szepesi wurde 1932 als Kind einer jüdischen Familie in Budapest geboren und Ende 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Als das Konzentrationslager befreit wurde, war sie zwölf Jahre alt. Über ihre Erlebnisse im Holocaust sprach Szepesi ein halbes Jahrhundert lang nicht: Erst 1995 brach sie anlässlich der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz ihr Schweigen und begleitet seitdem Schulklassen beim Besuch von Gedenkstätten als Zeitzeugin.

Marcel Reif im Interview

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Die Perspektive der zweiten Shoah-Generation bringt Marcel Reif ein: Reif wurde 1949 in Polen geboren. Sein Vater hatte den Holocaust nur überlebt, weil er aus einem Deportationszug gerettet wurde, seine Biografie aber lange geheim gehalten. Erst nach dem Tod seines Vaters erfuhr Reif die genauen Hintergründe. „Ich will ihn ehren, das ist mein Antrieb. Und ich möchte schildern, was ich nach seinem Tod darüber erfahren habe, warum er nicht gesprochen hat“, sagt Marcel Reif im Interview über seine persönliche Rolle. 1956 wanderte seine Familie von Polen nach Israel aus, später zogen die Reifs um nach Kaiserslautern.

Die Gedenkstunden der vergangenen Jahre

85 Jahre Kindertransport nach Großbritannien

Auch eine Jugendbegegnung von jungen Menschen, die sich für eine lebendige Erinnerung einsetzen, findet parallel statt. Im Paul-Löbe-Haus gibt eine Ausstellung Einblicke in die so genannten Kindertransporte aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Großbritannien. Rund 10.000 überwiegend jüdische Kinder konnten so zwischen Dezember 1938 und September 1939 mit Zügen und Schiffen gerettet werden.

Der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ins Leben gerufen. Seitdem findet jährlich am oder um den 27. Januar eine Gedenkstunde im Bundestag statt. Anlass ist die Erinnerung an die Befreiung der Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945.

Die Gedenkstunde am 31. Januar 2024 wird ab 10 Uhr live im Parlamentsfernsehen übertragen.

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