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Vor 30 Jahren... : Schüsse auf deutsche Blauhelme

1993 schickt Deutschland erstmals bewaffnete Soldaten in einen humanitären Einsatz außerhalb des Nato-Gebietes. Es kommt zum Beschuss deutscher Blauhelme.

30.12.2023
2024-02-28T15:02:58.3600Z
1 Min
Foto: picture-alliance / dpa | Tim Brakemeier

Deutsche Blauhelme waren von 1993 bis 1994 mit einer UN-Mission in Somalia.

Um 7.05 Uhr Ortszeit überholte ein weißer Kleinlastwagen ein gepanzertes Geländefahrzeug der Bundeswehr, das sich auf einer Routinefahrt in der somalischen Hauptstadt Mogadischu befand, und bremste die deutschen Blauhelmsoldaten aus. Aus dem Transporter sprangen etwa vier Personen und beschossen mit Schnellfeuergewehren sofort das Bundeswehrfahrzeug. An dem Fahrzeug wurden neun Einschüsse festgestellt - die Panzerung hatte jedoch standgehalten, die deutschen Soldaten waren unverletzt.

Gezielter Angriff auf Bundeswehrsoldaten

Der Vorfall am 29. Dezember 1993 war der erste gezielte Angriff auf deutsche Blauhelme bei ihrem UN-Einsatz in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land. Die Bundeswehr konzentrierte sich vor allem auf humanitäre Hilfe. Regierungssprecher Dieter Vogel betonte sogleich, dass die Bundeswehr in Somalia grundsätzlich in "befriedetem Gebiet" operiere. Zwischenfälle seien zwar nicht ausgeschlossen, allerdings sei die Lage im deutschen Lager in Belet Uen nicht zu vergleichen mit der Situation in der mehr als 300 Kilometer entfernten Hauptstadt.

Die Reaktion der Opposition war dennoch heftig: Walter Kolbow, verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, forderte etwa einen unverzüglichen Abzug der Bundeswehr, bevor "der erste Tote zu beklagen" sei. Schon vor dem Einsatz gab es Streit. Während die schwarz-gelbe Regierung für die erstmalige Entsendung bewaffneter deutscher Truppen in einen UN-Einsatz außerhalb des Nato-Gebiets war, war die SPD vor das Verfassungsgericht gezogen. Sie war der Meinung, ein solcher "Out-of-Area"-Einsatz sei nicht durch das Grundgesetz gedeckt. Im März 1994 zog die Bundeswehr wie geplant aus Somalia ab.