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Parlamentarisches Profil : Die Praktikerin: Simone Borchardt

Die CDU-Gesundheitspolitikerin kritisiert das Cannabisgesetz der Ampel-Regierung scharf. Sie findet: Das Thema wird komplett unterschätzt.

19.10.2023
2024-03-06T15:37:12.3600Z
3 Min

Eines fällt sofort auf: Wenn Simone Borchardt anfängt, über Gesundheitspolitik zu reden, rattert es los. Ein Räderwerk aus Informationen und Argumenten läuft ab, 31 Jahre in diesem Metier zeigen ihre Wirkung. Als CDU-Bundestagsabgeordnete mag Borchardt, 57, mit dem Einzug im Jahr 2021 eher ein Neuling sein. In ihre Arbeit im Gesundheitsausschuss aber bringt die geborene Leipzigerin aus dem Wahlkreis mit dem langen Namen Ludwigslust-Parchim II - Nordwestmecklenburg II - Landkreis Rostock I ihre Erfahrungen aus Jahrzehnten mit mehreren Stationen bei der Barmer Ersatzkasse und nun als Leiterin zweier Fachpflegekliniken ein. Aktueller Aufreger: die von der Bundesregierung geplante Legalisierung von Cannabis. Den Gesetzentwurf dafür hat die Ampelkoalition dem Bundestag diese Woche zu einer ersten Aussprache vorgelegt.

Foto: MdB-Büro

Simone Borchardt lehnt die Cannabis-Legalisierung entschieden ab.

"Das Thema wird komplett unterschätzt", sagt sie. "Gesundheitsschäden können schon beim ersten Mal auftreten." Eine Legalisierung bedeute die Ermöglichung des Einstiegs in ein Suchtverhalten. "Junge Menschen können es eben nicht einschätzen", so Borchardt. Das klingt etwas pauschal. Aber die Christdemokratin verweist auf Experten. "Alle warnen vor den Schäden, es kommen deutliche Mehrbelastungen für die Psychotherapeuten hinzu." Schließlich sei das menschliche Gehirn bis zum 25. Lebensjahr noch in der Wachstumsphase - und besonders anfällig für die Effekte des Drogenstoffs.

Neue Debatte über Alkohol und Nikotin nötig

Sie sei nicht blauäugig, sagt sie, Cannabis werde ja zuweilen konsumiert, "aber warum flächendeckend erlauben?" Probiert habe sie es nie, "ich bin wohl zu spießig". Medizinisch gesehen hält Borchardt Cannabis durchaus für sinnvoll, "es soll ruhig von Ärzten niederschwellig verschrieben werden, zum Beispiel bei Depressionen". Ansonsten wünsche sie sich eine neue Debatte über Alkohol und Nikotin: "In der Suchtaufklärung haben wir noch nicht das richtige Mittel der Wahl gefunden."


„In der Suchtaufklärung haben wir noch nicht das richtige Mittel der Wahl gefunden.“
Simone Borchardt (CDU)

Borchardt kennt das Gesundheitswesen vor allem aus der Praxis. Nach ihrem Lehramtsstudium in Leipzig sah sie ob der wenigen Stellen Anfang der 1990er-Jahre keine Zukunft dort und fing bei der Barmer an. Von der Pieke auf hoch gearbeitet habe sie sich, sagt sie. Bildete sich zur Krankenkassen-Betriebswirtin fort und absolvierte ein Master-Fernstudium im Gesundheitsmanagement; ab 2012 war sie Regionalgeschäftsführerin Schwerin und wechselte als Referentin zur Landesvertretung Hamburg, schließlich der Wechsel zum Internationalen Bund als Geschäftsbereichsleiterin Pflege. Im Bundestag dann sah sie, "dass bei der Gesundheit Theorie und Praxis weit auseinander liegen". Man denke die Prozesse zu wenig zu Ende, die angestoßen werden.

Von Gesundheitsthemen war die ehemalige Leistungssportlerin seit ihrer Jugend fasziniert, die Handballerin interessierte sich für den Einklang von gesunder Ernährung und Sport. "Und es gibt einen sensationellen Wohlfühleffekt."

Seit 2013 Mitglied in der Union

Als die Mauer fiel, steckte Borchardt noch mitten im Studium. "Ich war eher ein ruhiger, beobachtender Vertreter", erinnert sie sich. "Am Anfang fand ich auch alles besorgniserregend, hoffte, dass die Montagsdemos nicht eskalieren." Mit dem neuen System, sagt sie, musste sie erstmal warmwerden, entdeckte dann aber die vielen Möglichkeiten. Was dann kam, ist bekannt.

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Ihr Elternhaus sei nicht politisch gewesen, "wenn, dann eher FDP-CDU". Für die Politik begann sie sich zu engagieren, weil sie viel Unkenntnis zum Gesundheitswesen feststellte. "Ich fragte mich dann: Wo soll ich mich engagieren? Die SPD verteilte das Geld, das vor allem vom Mittelstand kam. Den schützte die CDU." 2013 trat sie bei den Christdemokraten ein, schlug sich drei Jahre später bei der OB-Wahl in Schwerin tapfer; die Stadt ist eher sozialdemokratisch orientiert. Schließlich warf sie ihren Hut in den Ring für die Bundestagskandidatur und erhielt den Zuspruch der Partei. Über die Landesliste zog sie in den Bundestag ein. Ihre Zukunft? "Gerne weiterhin im Gesundheitsausschuss. Und irgendwann die CDU in der Regierungsverantwortung."