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Nachhaltiger Rohstoff : Bewusst auf dem Holzweg

Mit ihrer Strategie zur "Stärkung des Holzbaus" will die Bundesregierung schneller und nachhaltiger neuen Wohnraum schaffen.

15.03.2024
2024-03-15T16:32:04.3600Z
3 Min

Die Bundesregierung setzt auf den Baustoff Holz. Im Juni 2024 beschloss das Bundeskabinett eine Strategie zur "Stärkung des Holzbaus als ein wichtiger Beitrag für ein klimagerechtes und ressourceneffizientes Bauen". Die Unterrichtung, kurz Holzbauinitiative genannt, ist am Mittwoch erstmals im Bauausschuss beraten worden.

Ziel der vom Bauministerium und vom Agrarministerium gemeinsam erarbeiteten Strategie ist es, bis zum Jahr 2030 Holz und andere nachwachsende Rohstoffe stärker als bisher bei der Gebäudemodernisierung, aber auch im Hoch- und Ingenieurhochbau einzusetzen. Die Regierung nimmt dabei die Nachverdichtung im städtischen Raum in den Blick. Zudem sollen Innovationen im Holzbau gefördert und Holzbauweisen weiterentwickelt werden.

Holzbauinitiative ist im laufenden Jahr nicht mit Haushaltsmitteln hinterlegt

Durch die Fertigung von Bauteilen in Serie, dem seriellen Bauen und das Zusammenfügen von Bauteilen nach dem Baukastenprinzip, modulares Bauen, soll schneller und ressourcenschonender neuer Wohnraum geschaffen werden können. Dieser Wohnraum soll bezahlbar bleiben und zum Klimaschutz beitragen, auch weil das im Holz gespeicherte Kohlendioxid nicht in die Atmosphäre freigesetzt wird.

Foto: picture alliance/SZ Photo/Mike Schmidt

Der Luisenblock West für Abgeordnetenbüros des Deutschen Bundestags entstand aus Holzmodulen.

Mit Haushaltsmitteln ist die Holzbauinitiative im laufenden Jahr jedoch nicht hinterlegt, die Förderung müsste aus bereits bestehenden Programmen bestritten werden. Lediglich für Pilotprojekte zur Einrichtung multifunktionaler Gebäude in Holzbauweise stehen rund 3,75 Millionen Euro zur Verfügung.

Schöner arbeiten: Luisenblock West enstand aus 460 einzelnen Holzmodulen

Ein Aspekt ist, dass der Bund als Bauherr mit Vorbildfunktion vorangeht und damit eine gewisse Signalwirkung für das Bauen mit Holz erzielt. So entstand etwa das Bürogebäude Luisenblock West des Deutschen Bundestages aus mehr als 460 einzelnen Holzmodulen. Auch der Erweiterungsbau des Umweltministeriums wird in Holzhybrid-Bauweise geplant.

Bei der Umsetzung der Strategie arbeiten beide Ministerien mit Einrichtungen wie dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, dem Thünen-Institut und der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe zusammen. Darüber hinaus sind weitere Institutionen wie das Umweltbundesamt und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben beteiligt. Ein "Runder Tisch Holz" der Regierung zusammen mit Ländern und kommunalen Spitzenverbänden kommt am 13. Juni zu einer ersten Sitzung zusammen, wie die Parlamentarische Staatssekretärin im Bauministerium, Elisabeth Kaiser (SPD), dem Ausschuss mitteilte.

Verbesserungen bei den Baukosten erhofft sich die Regierung auch von der Muster-Holzbau-Richtlinie, die brandschutztechnische Anforderungen an Holzbauten formuliert. Die Stellungnahmen der Verbände dazu sollen nach Angaben Kaisers noch im ersten Halbjahr ausgewertet werden.

Union sieht Umsetzungsproblem

Aus den Reihen der Abgeordneten kamen Zuversicht, aber auch Zweifel. Ein Kritikpunkt der Unionsfraktion war, dass acht Monate nach dem Beschluss nicht mehr herausgekommen sei als die Einrichtung eines Runden Tisches. Es gebe kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Aus Sicht der AfD-Fraktion muss der verstärkte Einsatz von Holz zu vernünftigen Kosten und damit auch zu vertretbaren Mieten führen.

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Optimistischer äußerten sich die Koalitionsfraktionen. Aus Sicht der SPD-Fraktion stellt sich der Holzbau als wachsender Markt dar, wobei die Preise eine große Herausforderung darstellten. Wichtig sei, dass die Holzbauinitiative dazu beiträgt, Hemmnisse abzubauen. Der Fokus werde dabei auf die Forschung gelegt, denn die Holzbaubranche sei kleinteilig strukturiert.

FDP: Holzbau eröffnet Potenzial an Rationalisierungen

Für die Grünen sind beim Holzbau auch die dabei entstehenden sogenannten grauen Emissionen einzubeziehen. Die verpflichtende Verwendung nachwachsender Rohstoffe würde einen zusätzlichen Mittelbedarf von 1,6 Millionen Euro jährlich bis 2030 erfordern, so die Fraktion. Positiv bewertete die FDP-Fraktion die Initiative. Der Holzbau eröffne ein nicht ausgereiztes Potenzial an Rationalisierungen. Daneben werde aber auch noch das konventionelle Bauen gebraucht.

Die Gruppe Die Linke sieht ebenfalls Potenzial im Holzbau, der bei Einfamilienhäusern 25 Prozent, bei Mehrfamilienhäusern aber nur zwei Prozent ausmache. Wenn mehr in den Holzbau investiert werden solle, brauche es Aufforstungsprogramme. Laut Bundesregierung ist der Holzbestand für die nächsten 15 Jahre ausreichend.

Mehr zum Thema im Dossier Kritische Rohstoffe