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Chronik der Wende 4

12.10.2009
2023-08-30T11:24:10.7200Z
3 Min

9.11.1989 In Berlin fällt die Mauer:

09.00 Uhr Offiziere des DDR-Innenministeriums und der Staatssicherheit erarbeiten gemäß einem Politbüro-Auftrag eine neue Ausreisereiseregelung.

12.00 Uhr Der Reiseregelungs-Entwurf wird an den Ministerrat weitergeleitet.

16.00 Uhr Krenz verliest im SED-Zentralkomitee den Reiseregelungs-Entwurf, der ihm als Beschlussvorlage des Ministerrates einschließlich Pressemitteilung vorliegt.

17.30 Uhr Krenz gibt beide Papier an ZK-Sprecher Günter Schabowski.

18.00 Uhr Beginn der Pressekonferenz, auf der Schabowski kurz vor 19.00 Uhr die neue Reiseregelung bekannt gibt. "Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen (...) beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt". Die Volkspolizeikreisämter seien angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen. Auf die Frage, ab wann die Regelung in Kraft tritt, antwortet Schabowski: "Das tritt nach meiner Kenntnis ... ist das sofort. Unverzüglich."

19.05 Uhr Eilmeldung der Nachrichtenagentur AP: "DDR öffnet Grenze".

20.15 Uhr Laut Lagebericht der Volkspolizei haben sich insgesamt 80 Ost-Berliner an den Grenzübergängen Bornholmer Straße, Invalidenstraße und Heinrich-Heine-Straße eingefunden; um 21.30 Uhr sind es am Grenzübergang Bornholmer Straße zwischen 500 und 1.000 Menschen. Zu dieser Zeit erfährt Kohl nach einem Staatsbankett in Warschau von den Ereignissen in Ost-Berlin.

22.00 Uhr Nach der ZK-Tagung erreicht Krenz ein Anruf von Stasi-Chef Erich Mielke, der ihn über die Lage an der Grenze informiert. Krenz lässt "den Dingen freien Lauf", ohne einen ausdrücklichen Befehl zu erteilen.

22.42 Uhr In den ARD-"Tagesthemen" sagt Moderator Hanns Joachim Friedrichs: "Dieser 9. November ist ein historischer Tag: Die DDR hat mitgeteilt, daß ihre Grenzen ab sofort für jedermann geöffnet sind. Die Tore in der Mauer stehen weit offen." Eine Liveschaltung zum Grenzübergang Invalidenstraße zeigt dagegen, dass dieser geschlossen ist. Dennoch setzt nach der Sendung ein Massenansturm auf die Übergänge ein.

23.30 Uhr In der Bornholmer Straße beschließt Oberstleutnant Harald Jäger angesichts des Andrangs, den Übergang zu öffnen. Tausende Menschen laufen über die Brücke und werden auf der West-Berliner Seite begeistert begrüßt. Bis gegen Mitternacht wird die Öffnung aller Berliner Übergänge erzwungen, teilweise von West-Berlinern. Im Laufe der Nacht testen rund 12.000 Menschen in Berlin den Wahrheitsgehalt der Maueröffnung. In beiden Teilen der Stadt kommt es zu überschwänglichen Freudenszenen. Zwischen 1.00 Uhr und 2.00 Uhr überwinden tausende West- und Ost-Berliner die Mauer am Brandenburger Tor.

10.11.1989 Hunderttausende Ost-Berliner strömen in den Westteil der Stadt. Auf einer Kundgebung am Schöneberger Rathaus betont Kohl die Einheit der Nation, mahnt jedoch zugleich, "besonnen zu bleiben und klug zu handeln".

11./12.11.1989 Am ersten Wochenende nach der Grenzöffnung besuchen schätzungsweise zwei Millionen DDR-Bürger West-Berlin; eine weitere Million passiert die innerdeutsche Grenze.

13.11.1989 In der Volkskammer kündigen die Abgeordneten der Blockparteien der SED die Gefolgschaft auf. Mielke (links) gibt sich mit seinem Auftritt ("Ich liebe doch alle Menschen") der Lächerlichkeit preis. Die Volkskammer wählt Modrow bei einer Gegenstimme zum Ministerratsvorsitzenden.

18.11.1989 Die Volkskammer wählt eine neue Regierung unter Modrow.

22.11.1989 Das SED-Politbüro erklärt sich bereit, an einem "Runden Tisch" mit den Blockparteien, den neuen Parteien und Bürgerbewegungsgruppen über freie Wahlen und eine Verfassungsreform zu sprechen.