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Parlamentarisches Profil : Christlicher Wirtschaftsexperte: Eduard Oswald

11.01.2010
2023-08-30T11:25:44.7200Z
3 Min

An der Wand hängt ein Kruzifix, auf dem Regal steht die Figur des heiligen Josef, für seine Neujahrsgrüße nutzt Eduard Oswald eine Karte, auf der eine Holzfigur aus einer Augsburger Kirche, ein segnendes Christuskind abgebildet ist. Hier werden zwei Fundamente von Eduard Oswald deutlich: Das Christentum und sein Wahlkreis Augsburg-Land. Der CSU-Politiker sagt von sich selbst, er wolle "das christliche Element" mit seiner Arbeit einbringen, zum Einen den Glauben daran, "dass all das, was auf dieser Welt ist, nicht das letzte ist, es gibt noch etwas höheres", zum Anderen den Umgang miteinander, also zum Beispiel "Toleranz, Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe".

Als Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie sieht er die Energieversorgung Deutschlands als eines der großen Themen der kommenden Jahre. "Die Sicherung von Ressourcen für die deutsche und die europäische Wirtschaft sicherzustellen, darunter fallen auch Verkehrsinfrastruktur sowie Schiffs- und Luftfahrt, ist enorm wichtig", sagt Oswald. Auch die Telekommunikation gehöre dazu: "Alle Räume in Deutschland brauchen Breitbandversorgung, sonst können sie nicht an der Zukunft teilhaben."

Für Oswald ist der Staat dafür da, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen. "Mit eigenen wirtschaftlichen Aktivitäten sollte er sich aber zurückhalten", ist der 62-Jährige überzeugt. Die Grundversorgung sei zwar Staatssache. Also müsse etwa eine Kommune die Aufsicht über ihre Kanalisation behalten und der Staat müsse entscheiden können, in welchen Regionen Bahntrassen verlaufen sollten. Doch halte er nichts davon, Banken dauerhaft in Staatshand zu behalten. "Der Staat ist nicht immer der bessere Unternehmer", sagt Oswald. Wenn während der Wirtschaftskrise Banken übernommen würden, gehe es darum, die Kreditversorgung sicherzustellen und damit den Wirtschaftskreislauf zu stärken. "Das kann aber nur vorübergehend sein."

Oswald ist der dienstälteste Ausschussvorsitzende. Seit er 1987 in den Bundestag gewählt wurde, hat der gelernte Einzelhandelskaufmann und studierte Betriebswirt und Hauptschullehrer unter anderem den Verkehrsausschuss und den Finanzausschuss geleitet. Er war Mitglied der Enquéte-Kommission "Bildung 2000", parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe sowie der Unionsfraktion und 1998 Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Als das herausragendste Ereignis, an dem er als Politiker teilhatte, bezeichnet er "den ganzen Prozess der Wiedervereinigung".

Er habe nie Berufspolitiker werden wollen, erzählt Oswald. "Für mich war das jedes Mal ein neuer Vier-Jahres-Vertrag, den ich mit den Bürgern geschlossen habe. Ich habe mich vor jeder Wahlperiode neu entschlossen, zu kandidieren." Diese Vier-Jahres-Verträge dauern jetzt seit 1978 an, denn damals wurde er erstmals in den bayerischen Landtag gewählt. Mitglied in der CSU ist er schon seit 1966. Als politisches Vorbild nennt er dann aber nicht Franz-Josef Strauß. Nein, Konrad Adenauer habe ihn begeistert: "Ich habe es als großartig empfunden, wie er es geschafft hat, Deutschland wieder in die Reihe der freiheitlichen Länder zu führen.

Privat ist der Vater zweier inzwischen erwachsener Kinder eine Leseratte. "Ich lese alles, was mir unterkommt", sagt er über sich selbst. Einen Fernseher habe er in seiner Berliner Wohnung nicht, er entspanne beim Lesen. Und da ein "Mensch wie ich, der immer in der Tretmühle ist", auch mal ausspannen müsse, lese er mit Begeisterung Krimis. Die des schwedischen Autors Henning Mankell etwa - "er versteht es, die sozialen Aspekte des einzelnen Menschen auszuleuchten - oder die Fälle des Kommissar Kluftinger von Volker Klüpfel und Michael Kobr - "da sind mir einfach viele Orte und Ausdrucksweisen bekannt".

Eine weitere Leidenschaft sind Tiere: "Ich habe fast jeden Zoo Deutschlands besucht, ich stehe vor den Gehegen und entspanne mich." Oswalds Lieblingstier aber ist sein Kater. "Der freut sich immer, wenn ich komme. Wir nennen ihn Chef, weil wir ihn immer bedienen müssen", sagt er und lacht.