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Monumentales Erinnern

GESCHICHTE Zwei Denkmäler für Freiheit und Einheit

06.09.2010
2023-08-30T11:26:03.7200Z
3 Min

Die friedliche Revolution in der DDR von 1989 hat nicht nur zum Sturz der SED-Diktatur geführt, sondern auch die deutsche Einheit mit bewirkt. Seit den 1990er Jahren werben Florian Mausbach, damals Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, der Fernsehjournalist Jürgen Engert sowie der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière und der einstige Bürgerrechtler Günter Nooke dafür, dieser Revolution in Berlin ein nationales Denkmal zu setzen. Die "Deutsche Gesellschaft e.V.", die erste gesamtdeutsche Bürgerinitiative, übernahm 1998 diesen Vorschlag und förderte ihn mit wachsendem Erfolg in öffentlichen Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen und Vorträgen. Die Initiative wurde mit dem Nationalpreis 2008 gewürdigt.

In der Mitte Berlins

Obwohl im Jahr 2000 ein parlamentarischer Vorstoß von 171 Bundestagsabgeordneten von CDU, SPD, FDP und Grünen zur Unterstützung der Initiative scheiterte, blieb der Vorschlag zur Errichtung eines solchen Denkmals in der Diskussion. Am 9. November 2007 schließlich beschloss der Bundestag, zum Gedenken an die friedliche Revolution und die Wiedervereinigung ein Denkmal der Freiheit und Einheit als nationales Symbol in der Mitte der Hauptstadt zu errichten. Das Denkmal sollte laut Beschluss "zugleich die freiheitlichen Bewegungen und die Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte in Erinnerung rufen und würdigen". Als Standort wurde der Sockel des einstigen Nationaldenkmals für Wilhelm I. auf der Schlossfreiheit gegenüber der Westfassade des wieder aufzubauenden Stadtschlosses bestimmt.

Der Ende 2008 eingeleitete weltweit offene Ideenwettbewerb ohne Beschränkung der Teilnahmeberechtigung für das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal scheiterte jedoch. Im April 2009 stellte die Jury aus Künstlern, Architekten und Politikern einstimmig fest, dass keine der 532 eingereichten Arbeiten, die in Berlin ausgestellt wurden, die Bedingungen der Ausschreibung erfüllte. Aus den eingereichten Arbeiten sollten in einer zweiten Stufe eigentlich 20 Vorschläge zur weiteren Bearbeitung ausgewählt werden. Die Erfahrung zeige, dass die Ausschreibung "völlig überladen war", bemängelte Kulturstaatssekretär Bernd Neumann (CDU): "Da sollte ja die gesamte Freiheitsgeschichte ab 1848 bis jetzt gewürdigt werden." Wegen der missglückten Ausschreibung hatten namhafte Künstler und Architekten, die man für das Projekt gewinnen wollte, verzichtet, sich zu beteiligen.

Deshalb und wegen der wieder anschwellenden Kontroversen über Sinn oder Unsinn des angestrebten Denkmals wurde dessen Zielsetzung vom Parlament im Juli 2009 reduziert und ein zweiter, nichtoffener Wettbewerb mit vorgeschaltetem offenen Bewerberverfahren eingeleitet. Interessierte Fachleute wurden zur Bewerbung mit Referenzarbeiten aufgefordert. Um qualifizierte Bewerber zu finden, wurden als Auswahlkriterien künstlerische Qualität und Erfahrung in der Planung und Gestaltung vergleichbarer Kunstwerke gefordert.

Von den bis zum Stichtag im März 2010 eingegangenen 382 Bewerbungen wählt ein Expertengremium 30 Bewerber aus, die ihre Vorschläge ausarbeiten können. Die Entscheidung des Preisgerichts soll bis zum 3. Oktober, dem 20. Jahrestag der Einheit, fallen. Der neuen Jury gehören drei Künstler, zwei Kuratoren, zwei Architekten, ein Landschaftsarchitekt sowie Kulturstaatsminister Neumann und weitere Abgeordnete an.

Das Berliner Freiheits- und Einheitsdenkmal soll nun den künstlerischen Schwerpunkt in der Erinnerung an die Revolution von 1989 und die Wiedererlangung der deutschen Einheit haben, nicht mehr aber die freiheitlichen Bewegungen und Einheitsbestrebungen vergangener Jahrhunderte würdigen müssen. Verzichtet wurde auch auf die Integration eines Informations- und Ausstellungsortes in das Denkmal, für den manche bereits das nur mit Millionenbeträgen zu sanierende bunkerartige Gewölbe unter dem 80 mal 40 Meter großen Denkmalsockel vorgeschlagen hatten. "Ein Ort der Information im Wettbewerbsbereich ist nicht vorgesehen", heißt es jetzt. Das in der Nähe liegende Deutsche Historische Museum werde eine zusätzliche, breite Information ermöglichen. Hier würden die Ereignisse von 1989/90 im Zusammenhang der gesamten Geschichte der Freiheits- und Einheitsbewegung in Deutschland dargestellt.

Standort Leipzig

Der Beitrag der Leipziger Bürger, der eine herausragende Rolle bei der friedlichen Revolution gespielt habe, soll nun mit einem eigenen Denkmal in der Stadt gewürdigt werden. Von den 15 Millionen Euro, die der Bundestag für das Freiheits- und Einheitsdenkmal im Dezember 2008 zur Verfügung gestellt hat, sind jetzt 5 Millionen für das Leipziger Projekt vorgesehen. Den Bürgern der Stadt sind zwei Plätze als Standort des Denkmals zur Auswahl gestellt worden. Nach Abschluss eines Wettbewerbs soll es zum 25. Jahrestag der friedlichen Revolution 2014 aufgestellt werden.

Der Autor, bis 1999 Redakteur der

"Frankfurter Allgemeinen Zeitung",

lebt als freier Journalist in Berlin.