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FÜnf FRAGEN zum: KLIMAGIPFEL

20.12.2010
2023-08-30T11:26:12.7200Z
2 Min

Sie waren in Cancún bei der UN-Klimakonferenz. Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Verhandlungen?

Das Ergebnis ist nur erträglich vor dem Hintergrund des totalen Scheiterns: Der UN-Prozess hat überlebt, das ist gut. Jetzt kommt es darauf an, dass was daraus gemacht wird.

Hat Sie das Resultat positiv oder negativ überrascht? Bitte erläutern Sie Ihre Meinung?

Negativ ist auf jeden Fall, dass praktisch nichts Konkretes darin steht: Es wurde beispielsweise kein Termin für die Beendigung der Verhandlungen festgelegt - das ist aber extrem wichtig! Als Enddatum hätte die Konferenz in Südafrika im nächsten Jahr oder spätestens 2012 festgelegt werden müssen - denn ab 2013 ist der Himmel wieder offen. Es fehlt auch eine Festlegung, was bei den Verhandlungen heraus kommen soll, also ein völkerrechtlicher Vertrag. Und es fehlt eine Festlegung, was die Industriestaaten für Pflichten übernehmen sollen.

Wie erlebten Sie den Verlauf der Verhandlungen und Mexikos Verhandlungsführung? Sind Sie jetzt auch ein Fan von Außenministerin Patricia Espinosa?

Auf jeden Fall, die mexikanische Außenministerin hat sehr gut verhandelt - offen und transparent, aber auch sehr entschlossen, wenn sie etwas durchsetzen wollte. Was mir nicht gefallen hat, war der faktische Ausschluss der Zivilgesellschaft, vor allem durch die große Entfernung vom Konferenzgeschehen. Dadurch verliert die Klimapolitik ein wichtiges Element - die Vertretung der Umwelt und der zukünftigen Generationen.

Was halten Sie von der kompromisslosen Haltung Boliviens?

In der Sache gerechtfertigt, in der Form verfehlt. Tatsächlich haben ja einzig die Bolivianer die Wahrheit ausgesprochen, dass nämlich die Ergebnisse das Klimaproblem nicht lösen helfen, dass der Kaiser also nackt ist. Aber sie hätten irgendwann ihren Widerstand aufgeben müssen. Leider haben sie es übertrieben. So macht man sich keine Freunde - die man bald nötig haben könnte.

Welche Hausaufgaben muss Deutschland bis zum Gipfel 2011 erledigen?

Deutschland hat wenig zum Erfolg in Cancún beigetragen - das kann nur besser werden. Wir müssen endlich wieder zum Motor werden: In der EU eine ehrgeizige Klimapolitik fördern statt zu bremsen, beispielsweise was das Minderungsziel von 30 Prozent betrifft. Dann muss Deutschland die falsche Strategie aufgeben, die USA auf jeden Fall im Boot haben zu wollen. Alle Amerikaner sagen mir, dass die USA in den nächsten zehn bis 15 Jahren keinem Vertrag zum Klimaschutz beitreten werden. Wer also einen Vertrag wirklich will, der schmiedet Allianzen mit Schwellen- und Entwicklungsländern und lässt sich von den USA nicht erpressen. Wir brauchen eine "Klimapolitik der unterschiedlichen Geschwindigkeiten".

Die Fragen stellte S. Ahlers