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Söhnke Callsen
Kurz notiert

Cornelia Conrad, FDP

Dem Protest der Bürger entkommt Cornelia Conrad, Landtagsabgeordnete der FDP in Schleswig-Holstein, dieser Tage nicht. Trotz Eiseskälte stand bis vor kurzem eine Mahnwache vor dem Kieler Landtag. Mit Plakaten protestierten Mütter und Väter für eine Erneuerung des Gastschulabkommens zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Auch wenn sich die Länder inzwischen geeinigt haben - zurücklehnen kann sich Cornelia Conrad, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, nicht. Gegen die geplante Schulreform der Liberalen hat sich unlängst eine Bürgerinitiative gegründet. Erst 2007 hatte die schwarz-rote Landesregierung das Bildungssytem durch die Einführung der Gemeinschaftsschule revolutioniert. Nach den Plänen von Conrads Fraktion soll diesen Schulen nun freigestellt werden, ob sie wieder nach Leistung trennen. Die Gründer von "Schulfrieden Schleswig-Holstein!" wollen dieses Vorhaben notfalls mit einem Volksentscheid stoppen. Cornelia Conrad versteht die Aufregung nicht: "Prinzipiell kann jede Schule ihr Konzept behalten, wenn die Akteure vor Ort dies wünschen." Aber niemand solle zur Gemeinschaftsschule gezwungen werden. Dass die Initiative die Mehrheit der Menschen im Land repräsentiert, glaubt sie nicht. "Wir sind immerhin von fast 15 Prozent der Wähler auch wegen unseres Bildungskonzepts in den Landtag gewählt worden."

Widerstand gegen ein parlamentarisch beschlossenes Projekt ist der Realschullehrerin aber nicht fremd. Schließlich kandidierte sie 2009 aus Protest gegen die Schulreform des schwarz-roten Bündnisses für den Landtag. "Ich habe in der Praxis selbst erlebt, dass gemeinsames Lernen in einer heterogenen Schülerschaft nicht überall zu realisieren ist", sagt sie. Damals entschied sie sich "mit einem lachenden und einem weinenden Auge", ihre zehnte Klasse abzugeben, um gegen diese "Hau-Ruck-Reform" vorzugehen.

Die Politik reizte sie schon immer. Seit sieben Jahren engagiert sich die gebürtige Kielerin in ihrer Heimatgemeinde Molfsee als Gemeindevertreterin und Vorsitzende im Kultur- und Sozialausschuss, seit 2008 auch als Abgeordnete im Kreistag Rendsburg-Eckernförde. "In der Kommunalpolitik kann man einfach sehr schnell etwas bewegen", so die 53-jährige Mutter von zwei Söhnen. Das ist auf Landesebene schwieriger, muss sie nun feststellen.

Sieht sie eine Gefahr für die Partei der bürgerlichen Mitte, wenn sich genau diese Klientel jetzt gegen Projekte der FDP richtet? "Wir haben bisher kaum Austritte diesbezüglich zu verzeichnen", sagt sie. Grundsätzlich sei Protest ein legitimes demokratisches Mittel. Aber er müsse fair bleiben. Dann habe sie für alle ein offenes Ohr. Ob sie sich auch mit der Bürgerinitiative an einen Tisch setzen würde? "Na klar. Noch hat mich aber niemand gefragt."

Aus Politik und Zeitgeschichte

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