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ORTSTERMIN: BEIM JUGENDMEDIENWORKSHOP : »In Realität noch viel besser«

28.03.2011
2023-08-30T12:16:40.7200Z
2 Min

Ich liebe Berlin. Ich muss einfach. Nirgendwo sonst ist die Luft dermaßen geschwängert von Politik und Journalismus wie in der Bundeshauptstadt. Genau diese Luft wollte ich schon immer einmal einatmen. Wir sprechen hier natürlich nicht von der muffigen Touristen-Luft, die jedem zugänglich ist, der sich in Berlin aufhält. Nein, vielmehr wollte ich selbst am hektischen Treiben teilnehmen. Mit eigenem Presseausweis für den Bundestag und Platzberechtigung für die Medientribünen im Plenarsaal, versteht sich. Mitarbeiten wollte ich, nicht nur besichtigen.

Um in mein Traumszenario reinschnuppern zu können, entschloss ich mich, einen Bewerbungsartikel für den diesjährigen, in den Zeitungen groß angekündigten Jugendmedienworkshop, der jährlich vom Bundestag, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Jugendpresse veranstaltet wird, einzusenden. Thema: "Zwischen facebook und Parteibuch. Politische Partizipation im 21. Jahrhundert". Wenige Wochen später traf tatsächlich eine Zusage ein und mit ihr die Gewissheit, eine Woche lang nicht nur hinter die politischen Kulissen Berlins schauen zu dürfen, sondern auch aktiv journalistisch tätig zu werden.

Während der vergangenen Woche waren wir, insgesamt 40 Teilnehmer, in einem Hostel untergebracht, das nur wenige Gehminuten vom Bundestag entfernt lag. Im Bundestag hielten wir uns dann auch besonders häufig auf - rote Presse-Plastikkärtchen verschafften uns fast überall Zutritt. Besonders beeindruckend fand ich den Plenumsbesuch. Bei der Debatte zum Awacs-Einsatz in Afghanistan konnte ich das politische Flirren in der Luft deutlich spüren. Genau so, wie ich es mir erträumt hatte. Ein paar Stunden später aß ich mit dem SPD-Abgeordneten meines Wahlkreises Heilbronn, Josip Juratovic, zu Abend; wir unterhielten uns über die Landtagswahl in Baden-Württemberg, der ich, obwohl noch nicht wahlberechtigt, entgegenfieberte.

Jeden Tag trafen wir tolle, aus den Medien bekannte oder medienmachende Menschen, die exklusiv für uns referierten. Wir lernten, was Journalismus eigentlich ist, wie die Pressearbeit des Bundestages funktioniert und was den Hauptstadtjournalisten ausmacht. Außerdem durften wir selbst mitarbeiten - bei Hospitationen in verschiedenen Hauptstadtredaktionen und bei unserer eigenen Ausgabe der Jugendzeitung "politikorange". Obwohl die Tagesplanung kaum freie Recherche- oder Redaktionszeit vorsah, wurde meine Inspiration durch die Aussicht auf Berlin bei Nacht aus dem Redaktionsraum im Hostel beflügelt.

Es wäre übertrieben, wenn ich behaupten würde, mit dem Workshop nun meinen Traum erfüllt zu haben; mein Ziel ist schließlich das dauerhafte Eingebundensein in die politische Hauptstadt. Allerdings habe ich die erste Etappe auf dem langen Weg dahin bereits erreicht: Jetzt habe ich eine konkrete Vorstellung von meinem Berufswunsch und seinen Anforderungen. Und ich weiß, dass er mehr als nur meinen Vorstellungen entspricht: Er ist in Realität noch viel besser.

Die Autorin ist 17 Jahre alt und war im Rahmen des Jugendmedienworkshops einen Tag lang bei "Das Parlament".