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AUFGEKEHRT : Maskierte Comic-Helden

31.10.2011
2023-08-30T12:16:51.7200Z
2 Min

Vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Regierungssprecher Steffen Seibert bei seinen Statements eine Guy-Fawkes-Maske trägt. Die Maske des Mannes, der im 17. Jahrhundert gegen den englischen König putschen wollte und dem die Briten bis heute huldigen, gehört zwar theoretisch zur neuen Occupy-Protestbewegung, könnte aber demnächst auch gehäuft im Regierungsviertel zu sichten sein. Denn die politische Klasse tut derzeit alles, um dem Anliegen der Protestler im Wortsinne nachzukommen: Sie besetzt deren Themen schlichtweg selbst.

Was auch ziemlich einfach ist. Denn einer Bewegung, die irgendwie alles von einer besseren Bankenkontrolle bis hin zu Weltfrieden und schönem Wetter fordert, kann man sich leicht anschließen. Und so verkünden nun jeden Tag mehr Politiker ihr Verständnis für die Occupy-ler. Die Jusos teilen den Ruf nach mehr Gerechtigkeit sowieso, Wolfgang Schäuble und Philipp Missfelder haben Verständnis bekundet und nun, da selbst die Kanzlerin über Sprecher Seibert ausrichten ließ, sie verstehe die tiefe Sorge der Demonstranten, steht einem breiten Schulterschluss nichts mehr im Wege.

Bei so viel Begeisterung steht zu erwarten, dass sich das politische Establishment nun auch offen gegenüber den Repertoires der Bewegung, also unter anderem besagter Maske, zeigt. Die trug schon der anarchistische Comic-Held V, dessen Geschichte in den 80-Jahren viele Fans fand. Ohnehin scheint der Rückgriff auf gezeichnete Figuren in der Politik ein Erfolgsgarant zu sein: Hätte Barack Obama jemals einen so erfolgreichen Wahlkampf führen können ohne sein "Yes, we can", das schon lange vor ihm Bob der Baumeister beteuerte? In der aktuellen Finanzkrise empfiehlt sich zudem die Erinnerung an Dagobert Duck. Auf sein Geld angesprochen meinte der: "Ausgeben? Du spinnst wohl! Dann hab ich es ja nicht mehr."