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Im Namen der Opfer

NS-»EUTHANASIE« Gedenkort wird aufgewertet

14.11.2011
2023-08-30T12:16:52.7200Z
2 Min

Der nationalsozialistische Rassenwahn gipfelte in der NS-Zeit in der radikalen Rassenhygiene. Zwangsstrerilisationen, Zwangsabtreibungen und Vernichtung "lebensunwerten Lebens" wurden mit letzter Konsequenz betrieben. "Lebensunwert" war in der Ideologie der Nationalsozialisten jeder Mensch - egal welchen Alters - mit schwerer körperlicher oder geistiger Behinderung. Sogar Kinder fielen den NS-"Euthanasie"-Morden zum Opfer. Die industrialisierte Vernichtung der Juden fand ihr perfides Pendant in der organisierten Vernichtung des "lebensunwerten Lebens".

Die Berliner Tiergartenstraße 4 beherbergte damals die zentrale Dienst- und Verwaltungsstelle zur Planung und Durchführung der Ermordung Zehntausender behinderter Menschen. Die Adresse war Namensgeber für die sogenannte "Aktion T4". Sie kostete von Januar 1940 bis August 1941 mehr als 70.000 Psychiatriepatienten das Leben.

Wider das Vergessen

Dass diese Opfer des nationalsozialisitischen Regimes nicht in Vergessenheit geraten dürfen, darüber besteht interfraktionelle Einigkeit. Deshalb debattierte der Bundestag vergangenen Donnerstag im Plenum über ein adäquates Gedenken. "Die Opfer sind zu würdigen", hob Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) in der Debatte hervor. Seine Fraktion hatte gemeinsam mit den Fraktionen von CDU/CSU, FDP und Grünen einen Antrag (17/5493) zur Aufwertung des Gedenkortes "T4" eingebracht. Bislang gibt es nur wenige Hinweise in der Tiergartenstraße 4 auf das organisierte Grauen, das hier vor rund 60 Jahren geplant wurde: eine Gedenktafel und ein kleines Denkmal.

In der Debatte herrschte Konsens darüber, nicht nur den Gedenkort in der Tiergartenstraße selbst aufzuwerten, sondern auch ein Dokumentationszentrum zu schaffen, beispielsweise integriert in die nahegelegene Stiftung "Topographie des Terrors". Deshalb wurde die Aufwertung des Gedenkens vom Bundestag mehrheitlich beschlossen. Einzig die Linksfraktion enthielt sich bei der Abstimmung. Sie fordert ein Dokumentationszentrum direkt in der Tiergartenstraße 4.

Dass unter vier der fünf Fraktionen Einigkeit herrschte, zeigte für den CDU-Abgeordneten Marco Wanderwitz, "dass sich das Parlament in diesem wichtigen Punkt seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist".