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Mit viel Pragmatismus

16.04.2012
2023-08-30T12:17:29.7200Z
2 Min

Nein, der deutsch-französische Motor läuft auf Hochtouren. Das zeigte sich in der größten europäischen Herausforderung der vergangenen Jahre: Die Frage nach der richtigen Antwort auf die Eurokrise hatten Kanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy am Anfang noch ganz unterschiedlich beantwortet. Von Gipfel zu Gipfel kamen sie sich jedoch näher. Sarkozy überzeugte Merkel von der Aufstockung der Rettungsfonds und der europäischen Wirtschaftsregierung. Merkel erwärmte Sarkozy für den nationalen Schuldenabbau und die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Gemeinsam stellten sie Griechenland wegen seiner Referendumspläne in den Senkel. Den europäischen Fiskalpakt drückten die beiden gegen Großbritannien durch. Ihre Charakter-Gegensätze überwanden sie mit viel Pragmatismus und leisten sich heute ungeniert Wahlkampfhilfe: Die Bundeskanzlerin gönnt Sarkozys sozialistischem Rivalen François Hollande nicht einmal ein Rendez-vous zum Händeschütteln. Der französische Präsident lobt dafür "le modèle allemand" über den Klee. Die Missachtung außenpolitischer Höflichkeitsregeln durch die Kanzlerin könnte den deutsch-französischen Motor im Fall eines Regierungswechsels in Paris allerdings zeitweise in Leerlauf versetzen, auch wenn sie ihn nicht abwürgen wird. Für Merkel ist die Schlüsselfrage, wie weit sich Hollande vom geplanten Fiskalpakt Europas entfernen will. Auch mit Sarkozy würde es freilich nicht leichter: Seine Drohung eines Ausstiegs aus dem Grenzabbau des Schengener Abkommens missfällt dem "Mauerkind" Merkel. Immerhin kennt sie ihren Sarkozy und hofft auf mäßigenden Einfluss. Hollande dagegen erforderte eine neue Aufwärmphase - so wie nach jedem Führungswechsel in Berlin oder Paris.