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Balanceakt in der Mitte

16.04.2012
2023-08-30T12:17:30.7200Z
2 Min

Der Zentrumsdemokrat François Bayrou ist mit 61 Jahren nicht älter als andere Präsidentschaftskandidaten. Als Einziger tritt er schon zum dritten Mal an. Damit hätte er in Sachen Wahlkampferfahrung den anderen eigentlich einiges voraus. 2007 war der "Dritte Mann" sogar mit 18,6 Prozent der Finalrunde überraschend nahe gekommen. Auch 2012 wird er nach allen Prognosen nicht in die Stichwahl kommen. Er hofft aber, dass er zu einer Alternative für bürgerliche Wähler werden könnte, die von der Bilanz der Präsidentschaft Sarkozy enttäuscht sein müssten.

Bayrou hatte als Abgeordneter der Nationalversammlung zunächst mit der rechten Regierungsmehrheit gestimmt, sich dann immer häufiger sehr kritisch zur Politik von Präsident Sarkozy geäußert und schließlich bei Vertrauensabstimmungen mit der Opposition votiert. Auch seine dritte Präsidentschaftskandidatur scheint zu belegen, dass die Position der politischen Mitte in Frankreich ein schwieriger Balanceakt ist. Die Position "weder links noch rechts" ist im dualen französischen Wahlsystem schwer zu halten. Schon 2002 und erst recht nach 2007 wanderten die meisten seiner Anhänger und die Mitglieder der einst von Valéry Giscard d'Estaing als Konkurrenz zum Gaullismus gebildeten liberal-konservative Union (UDF) in Umfragen zum jeweiligen rechten Staatspräsidenten ab.

Die vor fünf Jahren von Bayrou gegründete Partei "Mouvement Démocrate" (MoDem) wurde nie zur Massenpartei, obwohl eigentlich die christdemokratische Grundposition in Frankreichs Nachkriegszeit eine der wichtigsten Strömungen war. Wie seine Vorbilder Robert Schuman und Jean Monnet vertritt Bayrou eine klar proeuropäische Linie. Als einer der Ersten hatte er Frankreich vor der Finanzkrise zum Schuldenabbau gemahnt. Vergeblich versuchte der ehemalige Erziehungsminister, seinen Landsleuten die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen einzupauken. Als Bauernsohn und Pferdezüchter aus dem Béarn im französischen Baskenland verkörpert Bayrou einen Gegensatz zu den Pariser Parteizentralen, die in der Politik den Ton angeben.