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Als die Bilder das Grauen lehrten

KINO Der Film zeigte bereits früh die Schrecken des Ersten Weltkriegs - und wurde ebensoschnell für die Propaganda instrumentalisiert

02.01.2013
2023-08-30T12:23:50.7200Z
15 Min

Filme über den Ersten Weltkrieg entstehen bereits, bevor dieser überhaupt begonnen hat. Alfred Machins "Verflucht sei der Krieg"(1914) zeigt mit seiner unerhört realistischen Darstellung einen Luftkrieg, den die Zeitgenossen bis dahin noch gar nicht kennen. Und er zeigt, wie aus befreundeten Militärfliegern verschiedener Nationen über Nacht Gegner werden, weil ihre Staatsführungen einen Krieg vom Zaun brechen. Was Machin noch inszeniert, wird kurz darauf reale Kulisse. Geoffrey H. Malins dreht "The Battle of the Somme" im Sommer 1916 direkt an der Front und schockiert mit Aufnahmen von Soldaten, die von den Strapazen des Kampfes gezeichnet sind.

Malins kritische Distanz gehört zu den Ausnahmen - die damaligen Filme dienten dem Propagandakampf, oder sie wurden, wie Machins "Verflucht sei der Krieg" von 1914, zweckentfremdet und umgeschnitten. Auf allen Seiten wurde vom Kriegstaumel berichtet, die Schrecken rückten die Filmer kaum ins Bild.

Zensur

Es sind zunächst Schriftsteller wie Arnold Zweig, Leonard Frank oder Leon Feuchtwanger, die sich der Katastrophen auf den Schlachtfeldern annehmen (siehe auch Seite 13). Der Spielfilm zieht nach. Georg Wilhelm Pabst dreht 1930 "Westfront 1918" um die Erlebnisse von vier Soldaten im Grabenkrieg. Im April 1933 verbietet die nationalsozialistische Zensur das Drama, da es den Krieg "übertrieben realistisch" darstelle und den "Verteidigungswillen des Volkes" untergrabe. Das gleiche Schicksal ereilt Ernst Lubitschs "Der Mann, den sein Gewissen trieb", 1932, um einen französischen Soldaten, der sich nach dem Krieg in eine Deutsche verliebt. Gegen Lewis Milestones Adaption von Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues", der die Desillusionierung einer kampfbegeisterten Gruppe von Schulkameraden zeigt, schlagen 1930 Joseph Goebbels und NSDAP-Anhänger vor den Kinos Krawall.Das führt wiederum zu einem vorübergehenden Verbot durch die Filmprüfstelle, die mit ihrer Begründung gar nicht hinter dem Berg hielt: Der Film habe eine "ungehemmte pazifistische Tendenz". 1931 gekürzt und zensiert wieder zugelassen, ziehen ihn die Nationalsozialisten 1933 dann endgültig aus dem Verkehr. Doch auch das Produktionsstudio zeigt wenig Respekt vor dem Werk. Bis in die 1950er Jahre kommt es in verschiedenen veränderten Fassungen heraus, die den Gehalt des Films bis in sein Gegenteil verkehren.

Zu den kritischen Stimmen der frühen Tonfilmzeit gehört "Die Somme. Das Grab der Millionen", 1930. Regisseur Heinz Paul kombiniert deutsche, französische und englische Originalaufnahmen von der verlustreichsten Schlacht des Kriegs, stellt Frontereignisse nach und ergänzte dies mit Spielszenen um eine Familie - ein Stilmittel, ohne das heute kaum eine Dokumentation auskommt.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bleiben die Gräuel der Jahre 1914 bis 1918 ein Thema. Sie prägen bis heute das Bild dieses Krieges. Hollywood thematisiert monumental die Schlachten, Stanley Kubrick inszeniert 1957 "Wege zum Ruhm". Die Filmstudios rücken nun zunehmend außereuropäische Schauplätze ins Rampenlicht, so in "Lawrence von Arabien" und "African Queen". An den Völkermord an den Armeniern erinnert Atom Egoyan in "Ararat".

Im Osten Deutschlands idealisiert die DEFA den Kampf des Sozialdemokraten Karl Liebknecht gegen den Krieg in "Trotz Alledem". Das Biopic steht neben Titeln wie "Das Lied der Matrosen" um den Ausbruch der Novemberrevolution als Ergebnis des Krieges. "Die Frau und der Fremde" von Rainer Simon basiert auf Leonard Franks "Anna und Karl". Dieser DEFA-Film wird bei der Berlinale 1985 mit dem Goldenen Bären geehrt. Aus Anlass der 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs ist er in digitalisierter Fassung neu aufgelegt worden.

Inmitten des Wahnsinns

Im Westen Deutschlands streifte Margarethe von Trotta das Thema in "Rosa Luxemburg". Und auch nach dem Fall der Mauer finden sich nur wenige Filme rund um die Ereignisse des Ersten Weltkriegs. Matthias Schweighöfer glänzt in "Der rote Baron" als Flugpionier Manfred von Richthofen. Diane Krueger und Benno Fürmann sind die Stars in "Merry Christmas", der nach wahren Begebenheiten entsteht. Mitten im Kampfgetümmel verbrüdern sich zu Weihnachten 1916 deutsche, französische und britische Soldaten zu einem kleinen Waffenstillstand inmitten des Wahnsinns.

Die Autorin ist freie Film-Journalistin.

Filme über den Ersten Weltkrieg entstehen bereits, bevor dieser überhaupt begonnen hat. Alfred Machins "Verflucht sei der Krieg"(1914) zeigt mit seiner unerhört realistischen Darstellung einen Luftkrieg, den die Zeitgenossen bis dahin noch gar nicht kennen. Und er zeigt, wie aus befreundeten Militärfliegern verschiedener Nationen über Nacht Gegner werden, weil ihre Staatsführungen einen Krieg vom Zaun brechen. Was Machin noch inszeniert, wird kurz darauf reale Kulisse. Geoffrey H. Malins dreht "The Battle of the Somme" im Sommer 1916 direkt an der Front und schockiert mit Aufnahmen von Soldaten, die von den Strapazen des Kampfes gezeichnet sind.

Malins kritische Distanz gehört zu den Ausnahmen - die damaligen Filme dienten dem Propagandakampf, oder sie wurden, wie Machins "Verflucht sei der Krieg" von 1914, zweckentfremdet und umgeschnitten. Auf allen Seiten wurde vom Kriegstaumel berichtet, die Schrecken rückten die Filmer kaum ins Bild.

Zensur

Es sind zunächst Schriftsteller wie Arnold Zweig, Leonard Frank oder Leon Feuchtwanger, die sich der Katastrophen auf den Schlachtfeldern annehmen (siehe auch Seite 13). Der Spielfilm zieht nach. Georg Wilhelm Pabst dreht 1930 "Westfront 1918" um die Erlebnisse von vier Soldaten im Grabenkrieg. Im April 1933 verbietet die nationalsozialistische Zensur das Drama, da es den Krieg "übertrieben realistisch" darstelle und den "Verteidigungswillen des Volkes" untergrabe. Das gleiche Schicksal ereilt Ernst Lubitschs "Der Mann, den sein Gewissen trieb", 1932, um einen französischen Soldaten, der sich nach dem Krieg in eine Deutsche verliebt. Gegen Lewis Milestones Adaption von Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues", der die Desillusionierung einer kampfbegeisterten Gruppe von Schulkameraden zeigt, schlagen 1930 Joseph Goebbels und NSDAP-Anhänger vor den Kinos Krawall.Das führt wiederum zu einem vorübergehenden Verbot durch die Filmprüfstelle, die mit ihrer Begründung gar nicht hinter dem Berg hielt: Der Film habe eine "ungehemmte pazifistische Tendenz". 1931 gekürzt und zensiert wieder zugelassen, ziehen ihn die Nationalsozialisten 1933 dann endgültig aus dem Verkehr. Doch auch das Produktionsstudio zeigt wenig Respekt vor dem Werk. Bis in die 1950er Jahre kommt es in verschiedenen veränderten Fassungen heraus, die den Gehalt des Films bis in sein Gegenteil verkehren.

Zu den kritischen Stimmen der frühen Tonfilmzeit gehört "Die Somme. Das Grab der Millionen", 1930. Regisseur Heinz Paul kombiniert deutsche, französische und englische Originalaufnahmen von der verlustreichsten Schlacht des Kriegs, stellt Frontereignisse nach und ergänzte dies mit Spielszenen um eine Familie - ein Stilmittel, ohne das heute kaum eine Dokumentation auskommt.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bleiben die Gräuel der Jahre 1914 bis 1918 ein Thema. Sie prägen bis heute das Bild dieses Krieges. Hollywood thematisiert monumental die Schlachten, Stanley Kubrick inszeniert 1957 "Wege zum Ruhm". Die Filmstudios rücken nun zunehmend außereuropäische Schauplätze ins Rampenlicht, so in "Lawrence von Arabien" und "African Queen". An den Völkermord an den Armeniern erinnert Atom Egoyan in "Ararat".

Im Osten Deutschlands idealisiert die DEFA den Kampf des Sozialdemokraten Karl Liebknecht gegen den Krieg in "Trotz Alledem". Das Biopic steht neben Titeln wie "Das Lied der Matrosen" um den Ausbruch der Novemberrevolution als Ergebnis des Krieges. "Die Frau und der Fremde" von Rainer Simon basiert auf Leonard Franks "Anna und Karl". Dieser DEFA-Film wird bei der Berlinale 1985 mit dem Goldenen Bären geehrt. Aus Anlass der 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs ist er in digitalisierter Fassung neu aufgelegt worden.

Inmitten des Wahnsinns

Im Westen Deutschlands streifte Margarethe von Trotta das Thema in "Rosa Luxemburg". Und auch nach dem Fall der Mauer finden sich nur wenige Filme rund um die Ereignisse des Ersten Weltkriegs. Matthias Schweighöfer glänzt in "Der rote Baron" als Flugpionier Manfred von Richthofen. Diane Krueger und Benno Fürmann sind die Stars in "Merry Christmas", der nach wahren Begebenheiten entsteht. Mitten im Kampfgetümmel verbrüdern sich zu Weihnachten 1916 deutsche, französische und britische Soldaten zu einem kleinen Waffenstillstand inmitten des Wahnsinns.

Die Autorin ist freie Film-Journalistin.

Filme über den Ersten Weltkrieg entstehen bereits, bevor dieser überhaupt begonnen hat. Alfred Machins "Verflucht sei der Krieg"(1914) zeigt mit seiner unerhört realistischen Darstellung einen Luftkrieg, den die Zeitgenossen bis dahin noch gar nicht kennen. Und er zeigt, wie aus befreundeten Militärfliegern verschiedener Nationen über Nacht Gegner werden, weil ihre Staatsführungen einen Krieg vom Zaun brechen. Was Machin noch inszeniert, wird kurz darauf reale Kulisse. Geoffrey H. Malins dreht "The Battle of the Somme" im Sommer 1916 direkt an der Front und schockiert mit Aufnahmen von Soldaten, die von den Strapazen des Kampfes gezeichnet sind.

Malins kritische Distanz gehört zu den Ausnahmen - die damaligen Filme dienten dem Propagandakampf, oder sie wurden, wie Machins "Verflucht sei der Krieg" von 1914, zweckentfremdet und umgeschnitten. Auf allen Seiten wurde vom Kriegstaumel berichtet, die Schrecken rückten die Filmer kaum ins Bild.

Zensur

Es sind zunächst Schriftsteller wie Arnold Zweig, Leonard Frank oder Leon Feuchtwanger, die sich der Katastrophen auf den Schlachtfeldern annehmen (siehe auch Seite 13). Der Spielfilm zieht nach. Georg Wilhelm Pabst dreht 1930 "Westfront 1918" um die Erlebnisse von vier Soldaten im Grabenkrieg. Im April 1933 verbietet die nationalsozialistische Zensur das Drama, da es den Krieg "übertrieben realistisch" darstelle und den "Verteidigungswillen des Volkes" untergrabe. Das gleiche Schicksal ereilt Ernst Lubitschs "Der Mann, den sein Gewissen trieb", 1932, um einen französischen Soldaten, der sich nach dem Krieg in eine Deutsche verliebt. Gegen Lewis Milestones Adaption von Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues", der die Desillusionierung einer kampfbegeisterten Gruppe von Schulkameraden zeigt, schlagen 1930 Joseph Goebbels und NSDAP-Anhänger vor den Kinos Krawall.Das führt wiederum zu einem vorübergehenden Verbot durch die Filmprüfstelle, die mit ihrer Begründung gar nicht hinter dem Berg hielt: Der Film habe eine "ungehemmte pazifistische Tendenz". 1931 gekürzt und zensiert wieder zugelassen, ziehen ihn die Nationalsozialisten 1933 dann endgültig aus dem Verkehr. Doch auch das Produktionsstudio zeigt wenig Respekt vor dem Werk. Bis in die 1950er Jahre kommt es in verschiedenen veränderten Fassungen heraus, die den Gehalt des Films bis in sein Gegenteil verkehren.

Zu den kritischen Stimmen der frühen Tonfilmzeit gehört "Die Somme. Das Grab der Millionen", 1930. Regisseur Heinz Paul kombiniert deutsche, französische und englische Originalaufnahmen von der verlustreichsten Schlacht des Kriegs, stellt Frontereignisse nach und ergänzte dies mit Spielszenen um eine Familie - ein Stilmittel, ohne das heute kaum eine Dokumentation auskommt.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bleiben die Gräuel der Jahre 1914 bis 1918 ein Thema. Sie prägen bis heute das Bild dieses Krieges. Hollywood thematisiert monumental die Schlachten, Stanley Kubrick inszeniert 1957 "Wege zum Ruhm". Die Filmstudios rücken nun zunehmend außereuropäische Schauplätze ins Rampenlicht, so in "Lawrence von Arabien" und "African Queen". An den Völkermord an den Armeniern erinnert Atom Egoyan in "Ararat".

Im Osten Deutschlands idealisiert die DEFA den Kampf des Sozialdemokraten Karl Liebknecht gegen den Krieg in "Trotz Alledem". Das Biopic steht neben Titeln wie "Das Lied der Matrosen" um den Ausbruch der Novemberrevolution als Ergebnis des Krieges. "Die Frau und der Fremde" von Rainer Simon basiert auf Leonard Franks "Anna und Karl". Dieser DEFA-Film wird bei der Berlinale 1985 mit dem Goldenen Bären geehrt. Aus Anlass der 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs ist er in digitalisierter Fassung neu aufgelegt worden.

Inmitten des Wahnsinns

Im Westen Deutschlands streifte Margarethe von Trotta das Thema in "Rosa Luxemburg". Und auch nach dem Fall der Mauer finden sich nur wenige Filme rund um die Ereignisse des Ersten Weltkriegs. Matthias Schweighöfer glänzt in "Der rote Baron" als Flugpionier Manfred von Richthofen. Diane Krueger und Benno Fürmann sind die Stars in "Merry Christmas", der nach wahren Begebenheiten entsteht. Mitten im Kampfgetümmel verbrüdern sich zu Weihnachten 1916 deutsche, französische und britische Soldaten zu einem kleinen Waffenstillstand inmitten des Wahnsinns.

Die Autorin ist freie Film-Journalistin.

Filme über den Ersten Weltkrieg entstehen bereits, bevor dieser überhaupt begonnen hat. Alfred Machins "Verflucht sei der Krieg"(1914) zeigt mit seiner unerhört realistischen Darstellung einen Luftkrieg, den die Zeitgenossen bis dahin noch gar nicht kennen. Und er zeigt, wie aus befreundeten Militärfliegern verschiedener Nationen über Nacht Gegner werden, weil ihre Staatsführungen einen Krieg vom Zaun brechen. Was Machin noch inszeniert, wird kurz darauf reale Kulisse. Geoffrey H. Malins dreht "The Battle of the Somme" im Sommer 1916 direkt an der Front und schockiert mit Aufnahmen von Soldaten, die von den Strapazen des Kampfes gezeichnet sind.

Malins kritische Distanz gehört zu den Ausnahmen - die damaligen Filme dienten dem Propagandakampf, oder sie wurden, wie Machins "Verflucht sei der Krieg" von 1914, zweckentfremdet und umgeschnitten. Auf allen Seiten wurde vom Kriegstaumel berichtet, die Schrecken rückten die Filmer kaum ins Bild.

Zensur

Es sind zunächst Schriftsteller wie Arnold Zweig, Leonard Frank oder Leon Feuchtwanger, die sich der Katastrophen auf den Schlachtfeldern annehmen (siehe auch Seite 13). Der Spielfilm zieht nach. Georg Wilhelm Pabst dreht 1930 "Westfront 1918" um die Erlebnisse von vier Soldaten im Grabenkrieg. Im April 1933 verbietet die nationalsozialistische Zensur das Drama, da es den Krieg "übertrieben realistisch" darstelle und den "Verteidigungswillen des Volkes" untergrabe. Das gleiche Schicksal ereilt Ernst Lubitschs "Der Mann, den sein Gewissen trieb", 1932, um einen französischen Soldaten, der sich nach dem Krieg in eine Deutsche verliebt. Gegen Lewis Milestones Adaption von Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues", der die Desillusionierung einer kampfbegeisterten Gruppe von Schulkameraden zeigt, schlagen 1930 Joseph Goebbels und NSDAP-Anhänger vor den Kinos Krawall.Das führt wiederum zu einem vorübergehenden Verbot durch die Filmprüfstelle, die mit ihrer Begründung gar nicht hinter dem Berg hielt: Der Film habe eine "ungehemmte pazifistische Tendenz". 1931 gekürzt und zensiert wieder zugelassen, ziehen ihn die Nationalsozialisten 1933 dann endgültig aus dem Verkehr. Doch auch das Produktionsstudio zeigt wenig Respekt vor dem Werk. Bis in die 1950er Jahre kommt es in verschiedenen veränderten Fassungen heraus, die den Gehalt des Films bis in sein Gegenteil verkehren.

Zu den kritischen Stimmen der frühen Tonfilmzeit gehört "Die Somme. Das Grab der Millionen", 1930. Regisseur Heinz Paul kombiniert deutsche, französische und englische Originalaufnahmen von der verlustreichsten Schlacht des Kriegs, stellt Frontereignisse nach und ergänzte dies mit Spielszenen um eine Familie - ein Stilmittel, ohne das heute kaum eine Dokumentation auskommt.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bleiben die Gräuel der Jahre 1914 bis 1918 ein Thema. Sie prägen bis heute das Bild dieses Krieges. Hollywood thematisiert monumental die Schlachten, Stanley Kubrick inszeniert 1957 "Wege zum Ruhm". Die Filmstudios rücken nun zunehmend außereuropäische Schauplätze ins Rampenlicht, so in "Lawrence von Arabien" und "African Queen". An den Völkermord an den Armeniern erinnert Atom Egoyan in "Ararat".

Im Osten Deutschlands idealisiert die DEFA den Kampf des Sozialdemokraten Karl Liebknecht gegen den Krieg in "Trotz Alledem". Das Biopic steht neben Titeln wie "Das Lied der Matrosen" um den Ausbruch der Novemberrevolution als Ergebnis des Krieges. "Die Frau und der Fremde" von Rainer Simon basiert auf Leonard Franks "Anna und Karl". Dieser DEFA-Film wird bei der Berlinale 1985 mit dem Goldenen Bären geehrt. Aus Anlass der 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs ist er in digitalisierter Fassung neu aufgelegt worden.

Inmitten des Wahnsinns

Im Westen Deutschlands streifte Margarethe von Trotta das Thema in "Rosa Luxemburg". Und auch nach dem Fall der Mauer finden sich nur wenige Filme rund um die Ereignisse des Ersten Weltkriegs. Matthias Schweighöfer glänzt in "Der rote Baron" als Flugpionier Manfred von Richthofen. Diane Krueger und Benno Fürmann sind die Stars in "Merry Christmas", der nach wahren Begebenheiten entsteht. Mitten im Kampfgetümmel verbrüdern sich zu Weihnachten 1916 deutsche, französische und britische Soldaten zu einem kleinen Waffenstillstand inmitten des Wahnsinns.

Die Autorin ist freie Film-Journalistin.

Filme über den Ersten Weltkrieg entstehen bereits, bevor dieser überhaupt begonnen hat. Alfred Machins "Verflucht sei der Krieg"(1914) zeigt mit seiner unerhört realistischen Darstellung einen Luftkrieg, den die Zeitgenossen bis dahin noch gar nicht kennen. Und er zeigt, wie aus befreundeten Militärfliegern verschiedener Nationen über Nacht Gegner werden, weil ihre Staatsführungen einen Krieg vom Zaun brechen. Was Machin noch inszeniert, wird kurz darauf reale Kulisse. Geoffrey H. Malins dreht "The Battle of the Somme" im Sommer 1916 direkt an der Front und schockiert mit Aufnahmen von Soldaten, die von den Strapazen des Kampfes gezeichnet sind.

Malins kritische Distanz gehört zu den Ausnahmen - die damaligen Filme dienten dem Propagandakampf, oder sie wurden, wie Machins "Verflucht sei der Krieg" von 1914, zweckentfremdet und umgeschnitten. Auf allen Seiten wurde vom Kriegstaumel berichtet, die Schrecken rückten die Filmer kaum ins Bild.

Zensur

Es sind zunächst Schriftsteller wie Arnold Zweig, Leonard Frank oder Leon Feuchtwanger, die sich der Katastrophen auf den Schlachtfeldern annehmen (siehe auch Seite 13). Der Spielfilm zieht nach. Georg Wilhelm Pabst dreht 1930 "Westfront 1918" um die Erlebnisse von vier Soldaten im Grabenkrieg. Im April 1933 verbietet die nationalsozialistische Zensur das Drama, da es den Krieg "übertrieben realistisch" darstelle und den "Verteidigungswillen des Volkes" untergrabe. Das gleiche Schicksal ereilt Ernst Lubitschs "Der Mann, den sein Gewissen trieb", 1932, um einen französischen Soldaten, der sich nach dem Krieg in eine Deutsche verliebt. Gegen Lewis Milestones Adaption von Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues", der die Desillusionierung einer kampfbegeisterten Gruppe von Schulkameraden zeigt, schlagen 1930 Joseph Goebbels und NSDAP-Anhänger vor den Kinos Krawall.Das führt wiederum zu einem vorübergehenden Verbot durch die Filmprüfstelle, die mit ihrer Begründung gar nicht hinter dem Berg hielt: Der Film habe eine "ungehemmte pazifistische Tendenz". 1931 gekürzt und zensiert wieder zugelassen, ziehen ihn die Nationalsozialisten 1933 dann endgültig aus dem Verkehr. Doch auch das Produktionsstudio zeigt wenig Respekt vor dem Werk. Bis in die 1950er Jahre kommt es in verschiedenen veränderten Fassungen heraus, die den Gehalt des Films bis in sein Gegenteil verkehren.

Zu den kritischen Stimmen der frühen Tonfilmzeit gehört "Die Somme. Das Grab der Millionen", 1930. Regisseur Heinz Paul kombiniert deutsche, französische und englische Originalaufnahmen von der verlustreichsten Schlacht des Kriegs, stellt Frontereignisse nach und ergänzte dies mit Spielszenen um eine Familie - ein Stilmittel, ohne das heute kaum eine Dokumentation auskommt.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bleiben die Gräuel der Jahre 1914 bis 1918 ein Thema. Sie prägen bis heute das Bild dieses Krieges. Hollywood thematisiert monumental die Schlachten, Stanley Kubrick inszeniert 1957 "Wege zum Ruhm". Die Filmstudios rücken nun zunehmend außereuropäische Schauplätze ins Rampenlicht, so in "Lawrence von Arabien" und "African Queen". An den Völkermord an den Armeniern erinnert Atom Egoyan in "Ararat".

Im Osten Deutschlands idealisiert die DEFA den Kampf des Sozialdemokraten Karl Liebknecht gegen den Krieg in "Trotz Alledem". Das Biopic steht neben Titeln wie "Das Lied der Matrosen" um den Ausbruch der Novemberrevolution als Ergebnis des Krieges. "Die Frau und der Fremde" von Rainer Simon basiert auf Leonard Franks "Anna und Karl". Dieser DEFA-Film wird bei der Berlinale 1985 mit dem Goldenen Bären geehrt. Aus Anlass der 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs ist er in digitalisierter Fassung neu aufgelegt worden.

Inmitten des Wahnsinns

Im Westen Deutschlands streifte Margarethe von Trotta das Thema in "Rosa Luxemburg". Und auch nach dem Fall der Mauer finden sich nur wenige Filme rund um die Ereignisse des Ersten Weltkriegs. Matthias Schweighöfer glänzt in "Der rote Baron" als Flugpionier Manfred von Richthofen. Diane Krueger und Benno Fürmann sind die Stars in "Merry Christmas", der nach wahren Begebenheiten entsteht. Mitten im Kampfgetümmel verbrüdern sich zu Weihnachten 1916 deutsche, französische und britische Soldaten zu einem kleinen Waffenstillstand inmitten des Wahnsinns.

Die Autorin ist freie Film-Journalistin.