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Suche nach Vertrauen

VON JÖRG BIALLAS

21.01.2013
2023-08-30T12:23:52.7200Z
2 Min

Deutschland atmet auf. Wir haben die Euro-Krise bisher ohne elementare Blessuren überstanden. Der Arbeitsmarkt zeigt sich stabil wie lange nicht. Die Konjunktur ist weit davon entfernt, unkontrollierte Kapriolen zu schlagen. Die Bevölkerung wächst nach Jahren des Schwundes. Und das Schönste: Es bleibt entspannt. Jedenfalls laut Jahreswirtschaftsbericht 2013, den Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) in der vergangenen Woche dem Deutschen Bundestag vorgestellt hat.

Und doch wird diese Nachricht die Bevölkerung nicht vor Glück taumeln lassen. Zu tief haben sich die Sorgen über ein europäisches Finanzdebakel in das Bewusstsein der Nation gefressen. Die Befürchtung, dass die unkontrollierbare Macht der Großbanken nach wie vor nicht ausreichend beschnitten ist, tut ein Übriges, Skepsis für die Zukunft zu nähren.

Der Politik wächst damit eine Aufgabe zu, die angesichts der Grundstimmung alles andere als leicht zu erfüllen ist. Es gilt, neues Vertrauen zu schaffen. Bei Arbeitnehmern, die auf gesicherte Erwerbsquellen setzen. Bei Arbeitgebern, die investitionsfördernde Rahmenbedingungen brauchen. Bei Schülern, Auszubildenden und Studenten, die darauf bauen können müssen, dass Bildung sich lohnen wird. Schließlich bei all jenen, die auf das Funktionieren der sozialen Sicherungssysteme angewiesen sind.

Wie schwierig es ist, all diese Ansprüche wirtschaftspolitisch unter einen Hut zu bringen, zeigt beispielhaft die Arbeit der Enquetekommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Bundestages. Im Bemühen, Lebensqualität nicht ausschließlich über den Wachstumsfaktor Bruttoinlandsprodukt zu definieren, deutet sich zum Ende der gemeinsamen Arbeit ein Dissens zwischen Koalition und Opposition an (Seite 3). Trotzdem war die zweijährige Mühe der 17 Parlamentarier und ebenso vieler externer Sachverständiger nicht umsonst. Denn auch abgesehen von der strittigen Frage, wie bedeutend kontinuierliches Wirtschaftswachstum für den Wohlstand in einer Gesellschaft ist (Gastkommentare Seite 2), darf der Abschlussbericht mit Spannung erwartet werden.

Wenn Deutschland jetzt aus guten Gründen aufatmet, heißt das nicht, dass diese Entspannung von Dauer sein wird. Schon bald könnte die Unwägbarkeit von Prognosen die Vorhersagen Lügen strafen und hechelnde Hektik den Ausdruck der Erleichterung wieder ablösen.